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• M B - Brasiliana USP

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Uebrigen wurde die Bartpflege wcitaus am nachlas-ig-ten behandelt, und so wird<br />

der Brauch, da- Haar zu entfernen, wohl auch nicht zuerst bei ihr einge-et/t haben.<br />

Für das Schamhaar, da- nur die Suya-Mánner nicht entfcrnten, wáhrend<br />

ihre absolut nackten Frauen die- thaten, kann man den ziemlich grob naiven Eingeborenen<br />

am ehesten zumuten, dass sie sein Vorhandensein ais besonders hásslich<br />

erachteten. Doch ist es schwerlich befriedigend anzunehmcn, dass cs nur die dem<br />

Menschen angeborene Freude an glatter Haut -ei, die den so energischen Vernichtungskrieg<br />

dos unbckleideton Eingeborenen gegen alies Kõrperhaar in Szene<br />

geset/.t hat. Es fehlt nicht an Gründen, die cs ais viclfach la-tig erscheinen<br />

lassen. Man sagt sich, dass auch Insekten, die nicht nach Art der Lause<br />

verspeist werden, in Bart, Achsel- und Schamhaar eindringen und das Haar verfilzen,<br />

wie in unserm Revicr sich dort namentlich die Bienen verfingen, man<br />

erinnert sich der im Haar doppelt empfindlichen Knõtchcn und Eiterblaschen auf<br />

schwitzender Haut, der Unsauberkeit durch Blut und Schmutz, der Angriffsgelegenheit<br />

für Gestrüpp wie für die Rauflust des Mitmenschen und findet so<br />

manchen Umstand, dem zufolge das Kõrperhaar einem nackten Menschen allerdings<br />

cher Beschwerden ais Freuden bringen mag. Es ist andrer-eits auch der<br />

Zeitvertreib und Gcnuss zu würdigen, den das Ausrupfen der Haare und das<br />

I lerumarbeiten mit I Iandwcrkzeug am Kõrper in faulcn Stunden den Leuten<br />

bietet. Endlich wãre es vielleicht nicht ganz gleichgültig, dass Haar und Federn<br />

ais eine Art pflanzlicher Gewãchse gelten. Das Wort für Haar und Federn bei<br />

den Bakairí und wahrscheinlich auch in andern Sprachen ist ursprünglich dasselbe<br />

wie Wald, und ob nun das Pflanzliche vom Kõrperlichen abgeleitet sei oder umgekehrt,<br />

die Begriffe sind urverwandt. Haar und Pflanzen wachsen, sie werden<br />

auch ausgerodet, zumal das kurze Unkraut.<br />

Ich mõchte jedoch einen einfachen und táglich wirkenden Grund voranstellen.<br />

Wie Haut und Haar zusammengehõren, so denke ich bei dem Gebrauch des Ausrupfens<br />

an einen Zusammenhang mit dem andern Gebrauch des Kõrperbemalens,<br />

des Schminkcns, von dem Joest behauptet, dass es ãlter sei ais das Waschen.<br />

Für das Anstreichen des Kõrpers, mit dem wir uns bald nàher beschàftigen wollen,<br />

ist die Entfernung des Haares aber ausserst wünschenswert, weil dieses die Farbe<br />

aufnimmt, die der darunter liegenden Haut selbst eingerieben werden soll. Wer ein<br />

Fell anstreichen will, rasiert zuvõrderst. Ein Hauptzweck des Anstreichens. dieTõtung<br />

der Insekten, würde gar nicht erreicht. Die Entfernung des Schamhaars findet weiterhin<br />

eine sehr natürliche Erklárung in dem Konflikt, in den es mit den Yorrichtungen<br />

oerát, die hier gerade um die Zeit angebracht werden, wenn es erscheint. Besonders<br />

wurden die Manipulationcn mit der Hüftschnur bei den Mánnern entschieden behindert<br />

werden. Kurz, wer das Haar entfernt, ist besser daran und vermisst doch<br />

Nichts. Damit allein ist die Sitte genügend begründet. Rupfen, Schneiden und<br />

Rasieren sind nur eine Frage der Gründlichkeit oder der technischen Mittel oder der<br />

Rücksicht auf die Empfindlichkeit. Weniger Beachtung findet der Kamm, man hat<br />

eher die Haare gesehnitten und ausgerupft, ehe man siegekàmmt hat.<br />

v. d. SíciiK-n, Zeniral-|!ra«ilicn. 12

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