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• M B - Brasiliana USP

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— 49» —<br />

da diese ja auch ihr Blut verzehrten*. Alies Wildpret wurde im Fell gebraten,<br />

nur die Darme gekocht; Kuttelflecke waren die Spezialitàt von Dyapokuri.<br />

Gegessen wurde Alies, »was es im Wald und im Flus-, gab Sehr beliebt waren<br />

die mit dem Harpunenpfeil geschossenen Kaimans. Kamprehe wurden weder<br />

gcgcs-cn noch überhaupt getõtet.<br />

Nicht gegessen und getõtet werden zahme Araras. Sie fingen die Schmuckvogel<br />

jung ein, zogen sie auf und rupften ihnen die Federn au-. Clemente<br />

sagte, dass sie auch verstànden, die Araras gelb zu farben, indem sie die gerupftcn<br />

Stellen mit dem Saft eines Baumes einrieben. Das vielen Indianern<br />

bekannte Verfahren ist also wahrscheinlich bei der medizinischen Behandlung<br />

der Tiere, die man gewaltsam ihrer Federn beraubt hatte, gefunden worden.<br />

Auf die liebevolle Rucksichtnahme für Reh und Arara komme ich spáter<br />

zurück.<br />

Verhinderte nun die Etikette die Bororó keineswegs wie die Bakairí und<br />

Karayá gemeinsam zu speisen, so hatten sie dafür andere seltsame Gebrauche,<br />

die deutlich zeigen, dass auf knappe Jagdbeute angewiesene Stámme sich auf<br />

die eine oder andere Weise nach Mitteln umschauen mu-sen, Zank und Streit<br />

bei der Verteilung vorzubauen. Da bestand zunáchst eine hóchst auffallige Regei:<br />

Niemand briet das Wild, das er selbst geschossen hatte, sondem gab<br />

es einem Andern zum Braten! Gleieh weise Vorsicht wird für kostbare Fellc<br />

und Zàhnc geübt. Nach Erlegung eines Jaguars wird ein grosses Fe-t gefeiert;<br />

das Fleisch wird gegessen. Das Fell und die Záhne erhàlt aber nicht der<br />

Jager, sondem, worauf ich jetzt noch nicht eingehe, der nachste Verwandte<br />

des Indianers oder der Indianerin, die zuletzt verstorben sind. Der Jáger wird<br />

geehrt, er bekommt von Jedermann Ararafedern zum Geschenk und den mit<br />

Oaussú-Bándern geschmückten Bogen. Die wichtigste Mas-rcgel jedoch, die vor<br />

Unfrieden schützt, ist mit dem Amt des Medizinmann es verknüpft, von dem<br />

ich deshalb zunáchst berichten muss.<br />

Die Bororó unterscheiden den Bari und den Aroetauarari. Beide<br />

schliessen sich aber nicht aus, beide sind Medizinmánner, nur ist der Aroetauarari<br />

in erster Linie der Vorsãnger und Vortànzer bei dem Aróe-Gesang oder Tanz,<br />

der Bari in erster Linie der behandelnde Arzt. Die Brasilier nannten jenen<br />

»Padre«, diesen »Doutor«. Beschrànken wir uns auf den Ausdruck Bari oder<br />

Medizinmann. Sein Lehrgang scheint weniger umstàndlich ab es son-t der Fali<br />

zu sein pflegt; es kommt mehr auf die natürliche Veranlagung an. In der<br />

Trockenzeit -— der Name bezieht sich eigentlich nicht auf den Durst — wird<br />

am meisten Akurípalmwein getrunken; man bohrt die Bàume an, lásst den Saft<br />

in einen Topf oder einen Mõrser laufen und zecht aus Bambusbechern. Der<br />

Wein ist sáuerlich, aber reichlich. Beide Geschlechter betrinken sich nach<br />

Kràften. Wer es am làngsten aushàlt, wird Medizinmann. Wenn man von diesem<br />

sagt, dass ihn die Võgel im Walde verstehen, dass er sich mit Báumen und mit<br />

Tieren aller Art in ihrer Sprache unterhãlt, so meint man damit hoffentlich

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