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• M B - Brasiliana USP

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Bastband um den Kopf gewunden. Frauen, die sich brasilischen Sitten zugánglich<br />

erwiesen, scheitelten das Haar in der Mitte. Auch der eine oder<br />

andere Mann ging mit losem, ungeschnittenem und in der Mitte gescheiteltem<br />

Haar. Das Haar wurde jetzt meist mit der Scheere geschnitten, nach der alten<br />

Methode zwischen zwei Muscheln. Der Kamm bestand aus spitzen Stàbchen,<br />

die an beiden Enden zugespitzt und in dem mittleren Teil durch rohes Flechtwerk<br />

mit einander verbunden waren; das Flechtwerk lag zwischen zwei an den<br />

überstehenden Enden zusammengebundenen Querleisten.<br />

Die Mánner tragen fast ausnahmslos eine Hüftschnur. Aber der eine oder<br />

andere ging doch ohne sie. Den Stulp, inobá (no Oaussupalme, ba Eier,<br />

Scrotum), von den Brasilianern, gravata genannt, habe ich bereits Seite 192 (mit<br />

Festfahne) abgebildet und besprochen. Man kann sich das Modell aus einem<br />

etwa 3 cm breiten und 14 cm langen Streifen Papier sehr einfach herstellen, indem<br />

man die beiden Enden einen Ring bildend übereinander legt, dann aber<br />

das eine um 90 ° dreht und kurz unter das andere einschlàgt. Wurde ein<br />

neuer oder ein etwas enger Stulp angelegt, so wurde das Praeputium vor der<br />

Glans mit einer Schnur umschlungen und durchgeholt; es wurde durch diese<br />

Manipulation und das Tragen des Stulps ziemlich stark gezerrt und verlángert.<br />

Die Fahne ist ein seitlich eingeschobener Strohstreifen bis 20 cm Lãnge. Auch<br />

der gefangene Clemente erhielt einen Stulp, und er klagte, dass damit Schmerzen<br />

und Schwellung verbunden gewesen seien. Die Langsdorffsche Expedition<br />

berichtet von den Bororó dos Campos aus dem Jahre 1827, dass »die Mánner<br />

das Praeputium nach Art der Guató mit Embira-Bast, den sie ais Gürtel tragen,<br />

anzubinden pflegen; andere bedecken es mit einem Blattfutteral (cartuxa de<br />

folhas)*.*). Waehneldfs Bemerkung, die ebenfalls Zeugnis ablegt, dass die<br />

Hüftschnur ohne Stulp wie am Kulisehu genügt, habe ich bereits S. 130 zitiert.<br />

Rohde**) drückt sich inkorrekt aus, wenn er sagt: »die Mánner gehen vollstándig<br />

nackend, nur den Penis bekleiden sie mit einem Futteral aus Schilf, die<br />

Vorhaut binden sie zusammen, das Glied ist aufrecht am Kõrper befestigt.«<br />

Denn die Schilffutterale, die er dem Berliner Museum für Võlkerkunde übergeben<br />

hat, sind genau die beschriebenen Stulpe, die nur insofern den Penis bekleiden,<br />

ais die Glans ein Teil von ihm ist und der Rest in das Scrotum zurückgedrángt<br />

erscheint. Das Einklemmen in die Hüftschnur haben wir am S. Lourenço<br />

nicht gesehen, es wird auch nur für die behauptet, die keinen Stulp tragen.<br />

Daraus folgt, dass der Zweck des »Anbindens«, beim Laufen unbehindert zu<br />

sein, den Waehneldt anführt, nur ein Nebenzweck gewesen sein kann. Der<br />

eigentliche Zweck, den Hüftschnur und Stulp in gleicher Weise erfüllen, ist<br />

die Verlãngerung des Praeputiums; nur nach der Methode verschieden, ist er<br />

bei der grossen Mehrzahl aller brasilischen Stámme beobachtet worden.<br />

*) Revista Trimensal 38 II, Seite 242.<br />

**) Originalmitteilungen aus der Ethnol. Abteilung I, S. 14.

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