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• M B - Brasiliana USP

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— 505 —<br />

stufc der Urne — dadurch er-etzt, oder, wa- ich bei ihrer anerkannteu geringen<br />

keramischen Leistuiigsfahigkeit, die der unserer Bororó genau cnt-pncht, und<br />

der Angabe, da-s auch sonst alte Urnen benutzt wurden, fur wahr-chcinhchei<br />

halte, sie sctzten ihre Toten in den alten Urnen bei, die so reichlich und zum<br />

Teil schon leer an den heute verachteten alten Wohnstatten anzutreffen sind.<br />

Die ursprungliche Sitte der Bororó ist dieselbe, wie die der Humboldt'sehen<br />

Aturen, von denen der Reisende nur noch die Ueberrcstc in Gcstalt von 600<br />

wohlerhaltencn, in Kõrben aus Palmblattstielen wie in einem viereckigen Sacke<br />

verpackten, mit Urukú rotgefarbten Skeletten antraf und von deren Sprache<br />

nur noch ein alter Papagei der nahegelegenen Mbsion einige Worte zu |)la|)pern<br />

wusste. Auch die Aturen hatten der Tradition zufolge ihre Leichen zuer-t einige<br />

Zeit in die Erde gelegt, das Fleisch vcrwesen lassen und die Skelctte mit scharfen<br />

Steinen rein pràparirt und den Kõrben übergeben. Fine \n/ahl der Toten<br />

war auch bereits in Henkelurnen bestattet.<br />

Wir haben am S. Lourenço zwei Totenfcsten bcigcwohnt; das erste war<br />

gerade bei unserer Ankunft im Gang, das zweite, das ich beschreiben móchtc,<br />

haben wir von Anfang zu Ende gesehen.<br />

Die erste Beerdigung findet am zweiten oder dritten Tage -tatt, wenn<br />

die Verwesung jeden Zweifel an dem Tode ausschliesst. Die Leiche wird nahc<br />

am Wasser im Walde begraben und nach etwa 14 Tagen entfleischt und die<br />

Hauptfeier veranstaltct, deren Zweck die Ausschmückung und \ r erpackung de-<br />

Skeletts ist. In der Zwischenzeit unterhàlt man den \'erkehr mit dem Toten<br />

sowohl wáhrend des Tages ab auch und hauptsáchlich wáhrend der Nacht durch<br />

Klagegcsangc im Ranchão, die in unserm Fali (vgl. Seite 458) auf kleineren<br />

Umfang beschrànkt werden konnten, da es sich nur um eine Frau handelte, die<br />

Gattin von »Kokospalme«.<br />

Die Hauptfeier fiel auf den Ostersonntag. Am lage vorher, den Hallelujasonnabend,<br />

wurden, ab Judas be-eitigt war, im Ranchão die Vorarbeiten<br />

eiirig bctrieben, Schwirrhõlzer gehobelt und bemalt, der Schmuck ausgebessert,<br />

dazwischen auch in einer Ecke ziemlich làssig von einem Bari im Federputz des<br />

Paríko ein wenig geklappert und gesungen; der Wittwer Coqueiro zerschnitt<br />

sich in seiner Hütte Arme und Beine, die sich mit Krusten geronnenen Blutes<br />

bedeckten, und am Spátnachmittage vollzog sich die feierliche \"ernichtung der<br />

Habe der Verstorbenen, richtiger der Habe ihrer engeren Famüie, die in einer<br />

Hütte mit ihr gewõhnt hatte — ein Hergang mit sehr interessanter Pantomine,<br />

der eine genauere Schildemng verdient.<br />

Mehrere Bororó erschienen hinter dem Mànnerhaus in voller Gala, Haar und<br />

Kõrper mit Urukú bestrichen, die Stirn von dem schwarzen Lackstreifen eingerahmt,<br />

den Feststulp mit der bemalten Fahne angethan, die Arme und das<br />

Haar mit grünen Papageienfedern beklebt und auf dem Kopf zwei Parikos und<br />

Baragaras, die Federràder und die federverzierten Lippenbohrer. Wãhrend zwei<br />

sich auf eine Matte setzten und klapperten, nahm Coqueiro selbst frischgrüne

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