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• M B - Brasiliana USP

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— 146 —<br />

Da lagen sogar Zeitungen! Nicht gerade das Morgenblatt von Sonnabend,<br />

dem 10. Dezember, mit Sonntagsbeilage, sondem ungefáhr einen Monat alter, aber<br />

für mich hinreichend aktuellen Inhalts. Ich erfuhr, dass der »Rio Apa«, der für<br />

uns eigentlich bestimmte Postdampfer, im Juli mit Mann und Maus untergegangen<br />

war. — Confucio hatte einen Bruder in Cuyabá, der Kosciusko hiess und »ein<br />

franzõsischer Philosoph« war. Seine zwei Schwestern Namens Brasilina und Polycarpina<br />

wohnten auf der Fazenda. Von unsern Freunden, den benachbarten<br />

Fazendeiros am oberen Cuyabá, wollte er nichts wissen. Das Land gehõre gar<br />

nicht der Donna Matilda und ihren Verwandten, sie seien nur überall umhergezogen<br />

und erhõben nun Ansprüche auf das ganze linke Ufer des Paranatinga.<br />

Auch auf Rondon war er schlecht zu sprechen. P> habe seine Leute<br />

Hunger leiden lassen und mitgeführte Ochsen verkauft, statt ihnen das Fleisch<br />

zu geben. Das Zusammentreffcn mit den Indianern hatte sich, wie zu erwarten<br />

war, so abgespielt, dass die Brasilier sofort, ais jene mit dem gewohnten<br />

Empfangsgebrüll erschienen, Feuer gaben. Es war Rondons Vorhut gewesen,<br />

der Kapitàn Francelino aus Rosário mit 6 Leuten, die diese alte und immer<br />

wieder neue Thorheit begingen. Dabei zitterte Francelino infolge Neuralgie die<br />

Hand, er kam mit dem Laden nicht zu Stande und brach unter einem Pfeilschuss<br />

zusammen. Rondon, der die Schüsse hõrte, entfloh entsetzt, »aborrecido«.<br />

Er beeilte sich so, dass ein armer Teufel von Kamerad, der hinkte, ztirückgeblieben<br />

und wahrscheinlich im Sertão umgekommen sei. Und mir lag derweil<br />

wie Alpdrücken die Frage auf der Seele: was ist aus Januário und Perrot geworden?<br />

Zweierlei war für uns das Notwendigste: Lebensmittel und da unsere Esel<br />

samt ihren Sãtteln in dem denkbar schauderhaftesten Zustande waren, ein Arriero<br />

für die Tiere. Ich mietete einen Mann Namens Gomez und Hess ein Oechslein<br />

mit Maisfarinha, Reis, Bohnen und Speck beladen. Farinha von Mandioka war nicht<br />

vorhanden, auch von Reis gab es nur wenig; Dõrrfleisch, wegen des Regens knapp<br />

geworden, erhielt ich nur 4 kg, und Rapadura, die nicht im Hause gemacht,<br />

sondem von der Serra geholt sei, nur 6 Stück. Schnaps bekam ich mit Ach und<br />

Weh 2 Flaschen, er war in der vorigen Woche bei einer »Promessa« ausgetrunken<br />

worden. Ein Maultier war abhanden gekommen, man hatte eine «Promessa* gemacht,<br />

ein Gelõbnis an den heiligen Antônio, dass er es wiederschaffe, und die<br />

Dankfeier mit Gebet (reza), Schnapstrinken und Pururútanzen begangen.<br />

Nun, die beiden Unglücksmenschen, Perrot und Januário, die uns beinahe<br />

den Streich gespielt hatten, die ganze Expedition zu verderben, sie sassen wieder<br />

im alten Zeit. Columna, der einem Santo eine Kerze gelobt hatte, wenn sie<br />

wiederkehrten, war erhõrt worden; (bezahlen muss freilich der, für den das Versprechen<br />

geleistet worden ist). Den 10. Dezember, den Tag nach meinem Weggehen,<br />

waren sie Nachmittags angeritten gekommen, triefend, abgerissen, zerschunden,<br />

mager, hohláugig — Jammergestalten, und doch von Freude erfüllt.<br />

Sie waren nicht ertrunken, nicht vom Blitz erschlagen oder sonst auf eine

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