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• M B - Brasiliana USP

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Lauten und Geberden in ihrer eigenen Unterhaltung, allein sie verfügten doch<br />

über die Hülfssprache ausdruckvoller Bewegung in reichem Masse und bedienten<br />

sich ihrer im Yerkehr mit anderen Stámmen, wie ich spãter sah, auf genau<br />

dieselbe Art und Weise wie mir gegenüber. So macht sich der Nachteil, dass<br />

jeder Stamm eine andere Sprache redet, wenig geltend; die Verstàndigung war<br />

selbst mit einem Karaiben, da die Geberden zwar stereotyp sind, aber noch die<br />

volle Anschaulichkeit enthalten und noch nicht zu konventionellen Abkürzungen<br />

eingeschránkt sind, ohne Schwierigkeit mõglich.<br />

Auch für die mir eigentümlichen Interjektionen und Geberden, die ja ebenfalls<br />

unwillkürlich einen lebhafteren Ausdruck annahmen ais zu Hause, bekundeten<br />

sie ein aufmerksames Interesse. Begleitete ich irgend welchen Affekt mit einem<br />

ihnen auffãlligen Laut, so wurde er nachgeahmt; pfiff ich leise vor mich hin, so<br />

konnte ich bald Einen hõren, der vergnügt mitpfiff. Allgemeine Anerkennung<br />

fand besonders, wenn ich mir laut lachend auf s Bein schlug: sofort klatschten sie<br />

sich auf die nackten Schenkel und ein homerisches Geláchter erfüllte den Dorfplatz.<br />

Meine linguistischen Aufzeichnungen vom Tage, die ich herbeiholte, wurden<br />

in unserm Tabakkollegium noch einmal durchgenommen und um kleine Beitráge<br />

bereichert. Die Sternbilder, Tiernamen, der unerschõpfliche Stoff für die Kõrperteile<br />

und was der Augenblick lieferte, wurde eingetragen, vorgelesen und mit<br />

Beifall bestãtigt.<br />

Allein auch ich bot mimische Vorstellungen, zu denen mein interessantes<br />

Ochsenfell den ersten Anlass gegeben hatte, ich führte ihnen unsere Haustiere<br />

vor und erzielte damit bei meinem kleinen, aber dankbaren Publikum einen Erfolg,<br />

wie er selbst dem Verfasser des »Tierlebens« und vielbewunderten Vortragskünstler<br />

niemals grõsser beschieden gewesen sein kann. Vor aliem machten sie<br />

die Bekanntschaft von Rind, Schaf und Hund, deren Grosse und Kennzeichen<br />

ich ihnen nach besten Kráften veranschaulichte, und deren Sprache »itáno« laute<br />

Ausbrüche der Heiterkeit und des Jubels hervorrief.<br />

Da erklang es denn »muh«, »mãh», »wauwau« und »miau« in allen Tonarten<br />

von mir und von ihnen. Besonders wirkte die Abwechslung zwischen dem merkwürdigen<br />

«máh« der alten Schafe und dem klãglichen >>máh« eines die Mutter<br />

suchenden Làmmchens, zwischen dem Gebell der grossen Kõter und dem der<br />

kleinen Klàffer. ZufàUig verfügte ich über eine ziemlich gute Aussprache in<br />

diesen itános, sodass die gewiegten Kenner der Tiersprachen an der Echtheit<br />

nicht zu zweifeln brauchten. Ich suchte ihnen auch den Charakter der Tiere<br />

klar zu machen, indem ich verschiedene Arten wie Katze und, Hund zusammen<br />

auftreten Hess, suchte ihnen zu verdeutlichen, dass z. B. ein Hund dem Menschen<br />

gehorcht, und war jetzt in der Lage, sie über den Ursprung meiner Wollbekleidung<br />

— mãh — zu unterrichten. Es waren aufmerksame Schüler, die den<br />

Lernstoff sehr bald vollstándig beherrschten und fleissig übten.<br />

Die denkwürdige Sitzung unsers Tabakkollegiums, in der ich den ersten<br />

Vortrag über die europáischen Haustiere gehalten hatte, war spát in die Nacht

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