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• M B - Brasiliana USP

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paradiesischen Ursitz aufgefunden habe, wo alie wichtigsten Erfindungen gemacht<br />

worden seien. Ich mõchte nur von jenen Xaturvõlkchen, die noch keine europáischc<br />

Kultur kannten, in demselben Sinn ausgehen, wie man bei allen andern in gleicher<br />

Lage eine sichere induktive Grundlage suchen konnte. Was übrigens die »Feuererfindung«<br />

betrifft, so steht meiner Ansicht nach nicht das Geringste im Wege,<br />

dass sie an beliebigen Stellen der Erde gemacht worden sein kann, wo man<br />

schon eine primitive Technik und praktische Kenntnisse von dem Nutzen des<br />

F"euers besass.<br />

Nirgendwo hat sich in einem helleren Lichte gezeigt, wie schwer es uns<br />

zivilisierten Menschen wird, einfach und ohne tiefe Gelehrsamkeit auf Grund<br />

lebendiger Umschau zu denken ais bei den zahllosen Betrachtungen über das<br />

\*erháltnis der Naturvõlker, geschweige des primitiven Menschen, zum F'euer.<br />

Der hundertjáhrige Rosenflor um Dornrõschens Schloss konnte an Ueppigkeit<br />

nicht wetteifern mit alie den Bluten lieblichen Unsinns, die einer nur zu gedankenvollen<br />

und empfindsamen Literatur entsprossen sind, wáhrend hinter dem<br />

wuchernden Wust der Deduktionen die junge, frische Erfahrung vergessen schlttmmerte.<br />

Es war dahin gekommen, dass man behauptete, die Erfindung des<br />

Feuerreibens sei von Priestern gemacht worden, die das Sonnenrad in Holz<br />

nachahmten: sie drehten, bis die Achse Feuer sprühte. Zwei wesentliche Punkte<br />

dürfen heute ais gesichert gelten. Niemand denkt mehr an die Moglichkeit, dass<br />

es Stámme auf Erden gebe, die nicht lángst die Kunst verstánden, das Feuer<br />

willkürlich zu erzeugen, und Niemand zweifelt daran, dass auch die einfachsten<br />

der verschiedenen Methoden nicht ohne lange Vertrautheit mit den Eigenschaften<br />

des Feuers gefunden sein kõnnen, dass also der künstlichen Erzeugung eine<br />

Periode der Unterhaltung mit Uebertragung des natürlichen Feuers von<br />

Ort zu Ort vorhergegangen sein muss.<br />

Ob in den lichten Buschwáldern des Matogrosso durch die zahlreichen Gewitter<br />

háufig Brande verursacht werden, ist kaum festzustellen. Dass solche<br />

Brande vorkommen, ist mir versichert worden, dass die Vegetation der dürren<br />

verkrüppelten Kampbáume und des hohen trockenen Grases dafür áusserst günstig<br />

ist, unterliegt keinem Zweifel. Die Feuer, die wir auf unserm Zuge anlegten,<br />

brannten viele Tage lang und verbreiteten sich ohne Nachhülfe über grosse<br />

Strecken.<br />

Sonderbar und auffallend war der Einfluss auf die Tierwelt. Alies Raubzeug<br />

machte sich den Vorfall sehr bedacht zu Nutze, es suchte und fand seine<br />

Opfer weniger bei dem hellen Feuer ais auf der rauchenden Brandstàtte, wo<br />

mancher Xager verkohlen mochte. Zahlreiche Falken schwebten über den<br />

dunklen Wolken der »Queimada«, Wild eilte von weither herbei, um die Salzasche<br />

zu lecken, und bevorzugte, vielleicht weil es sich auf der kahlen Flãche nicht<br />

verbergen]konnte, die Nacht. Der Boden strahlte eine behagliche Wárme aus.<br />

Der Jagd mittels des F"euers begegnet man bei vielen Naturvõlkern. Die<br />

Schingú-Indianer schienen sie nicht mehr zu üben, den Bakairí war sie jedenfalls

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