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• M B - Brasiliana USP

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— 126 —<br />

Indianer mit den langen Kanus auf den Schultern im Trab durch die Dorfstrasse<br />

liefen und sich die ganze Bevõlkerung an dem Schauspiel beteiligte. Mittags<br />

kamen unter lautestem Juchzen an 6o Personen und brachen mit den beiden<br />

Kanus im Laufschritt aus dem Walde hervor, im Laufschritt eilten sie auch den<br />

steilen Uferhang hinab und der enge Platz wimmelte von den nackten braunen<br />

Gestalten. Sie hatten auch ein Dutzend Kinder und allerlei Vorrat von Beijús,<br />

Honig, Piki- und Mangavenfrüchten mitgebracht. Sie waren jetzt mit Leidenschaft<br />

darauf aus, von uns vor Thoresschluss noch zu bekommen, was irgend zu bekommen<br />

war. Perlen, Perlen, Perlen! Beim Kanutransport hatte sich ein Aueto<br />

die Hand verletzt; Ehrenreich verband sie, war aber kaum damit fertig, ais der<br />

Mann sie auch schon nach Perlen ausstreckte. Ein Waurá, mit dem ich mich<br />

schier zum Verzweifeln abquálte, dass er mir die Farbenadjektiva seiner Sprache<br />

verrate und der mir immer die Gegenstãnde und nicht ihre Farben nannte,<br />

unterbrach jede meiner Fragen ungeduldig, streckte die Rechte vor und verlangte<br />

Perlen, »nur her damit«, er müsse nach Hause. Es blieb mir zuweilen nichts<br />

übrig, ais die Zudringlichen auf die Finger zu klopfen, zumal wenn sie mich<br />

wãhrend des Verhõrens und Aufschreibens immer anstiessen und beschenkt sein<br />

wollten. Sie nahmen jedoch nichts übel. Oefters wurden sie uns lástig, weil<br />

ihre Zahl zu gross war, liessen es sich aber gefallen, dass ich sie aus der Hãngematte<br />

herausholte und abführte. Ja, ein Alter unterstützte mich einmal thatkráftig<br />

und schlug einen ungeberdigen jüngeren Burschen mit dem Bogen über den Kopf.<br />

Es bedurfte der grõssten Wachsamkeit, dass wir uns vor Diebstãhlen<br />

schützten. Messer, Scheeren, Vaselin, Kerzen, Blechdõschen, Schnallen, Alies<br />

war ihnen recht. Gut, dass wir Tumayaua hatten. Er passte auf wie ein Polizeidiener,<br />

denn er durfte darauf rechnen, selbst in den Besitz alies dessen zu gelangen,<br />

was wir behielten, und es war augenscheinlich, dass ihm jede Perlenschnur<br />

und jedes Messer durch die Seele schnitt, die wir aus den Hánden gaben. Er<br />

hatte seine eigenen unterwegs angesammelten Schátze sorgsam zwischen den<br />

überstehenden Wurzeln seines Hãngemattenbaumes verborgen.<br />

Die stete Ausrede, wenn etwas fehlte, der oder jener von einem andern<br />

Stamm müsse es weggenommen haben, war im Auetòhafen sehr billig. Ausgenommen<br />

die Mehinakú gab es Vertreter aller Stámme: Aueto, Kamayurá,<br />

Yaulapiti, Trumaí, Kustenaú, Waurá, Bakairí und Nahuquá. Immer kamen neue<br />

Besucher, und wir hatten alie Hánde voll zu thun, um unsere Aufnahmen zu<br />

ergánzen.<br />

Von den Kustenaú, die wir 1884 in einem kleinen Dorf oder richtiger bei<br />

ihrer mit einigen Hütten besetzten Pflanzung am Batovy getroffen hatten, war<br />

einer erschienen, der sich der Reisenden von damals, Wilhelm's, Antonio's und<br />

meiner auch noch erinnerte und nur mit diesen seinen alten Bekannten zu thun<br />

haben wollte. Auch aus dem vierten Dorf der Bakairí am Batovy hatte sich ein Neugieriger<br />

eingestellt. Offenbar hatte die Kunde von dem Wiedererscheinen der<br />

Karaiben das ganze Gebiet durchflogen. Am meisten interessierten uns einige

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