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• M B - Brasiliana USP

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.— 4^1 —<br />

Clemente versicherte, dass die Indianer in der Kolonie auf keine Weise<br />

anders lebten ais in ihren Dórfen, dass hier im Gegenteil die gemeinsame Jagd,<br />

weil sie sich allen Unterhalt selbst zu beschaffen hatten, noch weit mehr im<br />

Vordergrund stebe. Danach ist also das Leben am Kulisehu wesentlich verschieden<br />

von dem im Bororódorf. Dort wohnte man in stattlichcn Familienhàusern<br />

zusammen, hier bcsass jedes mit Kindern gesegnete Ehepaar seine kleine elende<br />

Hütte, dort bildeten die Junggesellen die Ausnahme, hier die Mehrheit, dort<br />

hatten die in Monogamie lebenden Mánner ihr Flõtenhaus, das keine Frau betrat,<br />

das zu gemeinsamen Beratungen und Tánzen diente, wo man aber nur<br />

arbeitete, soweit es Festschmuck zu verfertigen galt, hier wurden die Madchen<br />

gewaltsam in das Mànnerhaus geschleppt, gerieten stets in den gemeinsamen<br />

Besitz von mehreren Genossen und die regelmas-jgc Arbeit an Waffe und Geràt<br />

wurde in dem Mànnerhaus erledigt. Bei den Bororó war das Familienleben<br />

auf das Deutlichste nur eine Errungenschaft der Aelteren und Stàrkeren. Der<br />

Lebensunterhalt konnte nur erworben werden durch die gc-chlos-cnc Gemeinsamkeit<br />

der Mehrheit der Mánner, die vielfach lange Zeit miteinander auf Jagd abwesend<br />

sein musste, was für den Einzelnen undurchführbar gewesen ware. Dieser<br />

Lebensunterhalt war knapp, und die Jüngeren mussten zufrieden sein, wenn sie<br />

selbst satt wurden, sie konnten nicht so viel bekommen, um auch Weib und<br />

Kind zu versorgen. Mit dem friedlichen Feldbau, den die Frau der Kulisehustàmme<br />

entwickelt oder erlernt hat, sind die Verhàltnisse vollstàndig verandert<br />

worden, die Gemeinschaftlichkeit der Mãnner, der aróe, trat in den Hintergrund<br />

und konnte auf die für den Fischfang und Festtànze beschránkt werden. Der Zugang<br />

der Nahrungsmittel war jetzt so reichlich und regelmassig, dass ein Jeder<br />

genug erhielt für die Bedürfnisse wenigstens einer kleinen Familie — er sorgte<br />

dafür, dass die Familie klein blieb — und jetzt, wo die Thátigkeit der Frau die<br />

wichtigere Leistung wurde, war es umgekehrt vorteilhaft, wenn sich die Frauen<br />

in gemeinschaftlicher Arbeit zusammenfanden: man lebte familienweise in einem<br />

grossen Hause.<br />

Jagd und Feldbau. »In der Regenzeit sind sie Tage und Tage ohne<br />

irgendwelches Essen», dias e dias sem nada para comer, berichtete Clemente.<br />

Sie tránken dann viel mit Lehm angerührtes Wasser zur Stàrkung, àssen aber keinen<br />

Lehm. Sie pflanzten nur Tabak, Baumwolle und Kuyen und zwar thàten dies<br />

auch nur die im Quellgebiet des S. Lourenço an kleinen Flüsschen wohnenden<br />

oberen Bororó, die geschicktere Fischer seien. Von ihnen tauschten die unteren<br />

Dorfer jene pflanzlichen Erzeugnisse gegen Pfeile ein. Hier sehen wir also das<br />

Anpflanzen nicht mit den Nahrung liefernden Gewàchsen beginnen! Unsere<br />

nun in Thereza Christina angesiedelten Bororó hatten überhaupt Nichts pflanzen<br />

gelernt. Kalabassen und lange zur Aufbewahiung der Federn geeignete Kuyen<br />

waren in der That nicht vorhanden, kleinere Kuyen selten und hauptsáchlich<br />

ais Rasselkürbisse für den Aróegesang oder ais kleine Blaskürbisse verwendet.<br />

Die Mánner auf Jagd bedurften keiner Gefàsse, oder wussten sich mit Frucht-<br />

v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. ^!

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