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• M B - Brasiliana USP

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stehend gehaltenen Schachbretts! Ein Muster, das uns allenthalbcn umgicbt und<br />

das trotzdem die grõsste Einbildungskraft sich nicht ais das Bild der von dem<br />

Indianer leidenschaftlich gern verspeisten jungen Biene oder auch nur ihrer Zelle<br />

vor die Seele rufen würde. Im Vergleich zu ihnen sind die Fischwirbelchen, Nr. 8,<br />

je zwei mit einer Spitze vereinigte gleichseitige Dreieckchen, stilisierten Sanduhren<br />

áhnlich, von packender Realistik.<br />

Folgerungen. Was wir geometrische Figuren .nennen, bezeichnet der<br />

Indianer mit Namen konkreter Vorlagen. Man wird sich noch einmal fragen<br />

müssen, ob es vielleicht nicht nur Namen sind, die er des Vergleiches halber<br />

anwendet. Doch das ist auf keine Weise aufrecht zu erhalten. Auch wir haben<br />

zwar keinen bessern Ausdruck ais »Schlangenlinie«, aber dafür zeichnen wir auch<br />

niemals die Tupfel daneben und unterscheiden nicht nach der Zahl oder Anordnung<br />

der Tupfel Schlangenlinien, die verschiedenen Schlangenarten entsprechen,<br />

wie die Bakairí in Nr. i und 12 der Tafeln 20 und 2 1 thun. In Nr. 12 haben<br />

wir die Abbildung mit Tüpfeln, auf dem vierten Rückenholz Seite 265 dieselbe<br />

Schlange in der nach unserer Ansicht rein geometrischen Figur der Schlangenlinie.<br />

Doch ist auch diese dem Eingeborenen noch keine geometrische Figur;<br />

der gewiss unausbleibliche Folgezustand, dass sich das konkrete Ding in eine<br />

Abstraktion verwandelte, begann hõchstens erst einzusetzen. Von den Dreiecken<br />

konnte der Indianer sagen, sie sind »ulurifõrmig«, aber einmal nennt er sie, obwohl<br />

seine Sprache den Vergleich sogar adjektivisch wohl auszudrücken vermag, schlechthin<br />

Uluris, und dann verbindet er sie gelegentlich auch, wie in Nr. 16, durch die<br />

Leistenschnüre. Noch zwingender ist aber der Beweis für das Mereschumuster,<br />

wenn der Eingeborene mir das umgebende Netz ais Fischnetz, die ausgefüllten<br />

Ecken der Raute ais Kopf, Schwanz und Flossen erklãrt und die Entwicklungsstttfen<br />

der Fischstilisierung in Nr. 15, Nr. 3 und Nr. 9 nebeneinander auf demselben<br />

Fries überliefert, wenn er endlich die Rauten dort, wo sie eine breite<br />

Fláche bedecken, dennoch Stück für Stück zeichnet und nicht durch Kreuzung<br />

paralleler Linien erzeugt. Ich mache mich anheischig, das Mereschumuster beliebig<br />

vielen unbefangenen und phantasiebegabten Personen vorzulegen und glaube, dass<br />

von hundert nicht Einer es ais einen Fisch deutet. Die Sache geht ja so weit,<br />

dass wir überhaupt froh sein dürfen, wenn wir die Figuren einigermassen verstehen,<br />

nachdem wir wissen, wie der Indianer sie nennt; wollen wir aber behaupten,<br />

dass er die Namen nach Aehnlichkeiten geschaffen habe, so sollten wir doch<br />

selbst vorher die Aehnlichkeit bemerkt haben. Wie das Mereschumuster aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach entstanden ist und seine allgemeine Verbreitung gewinnen<br />

konnte, vermag ich erst in dem náchsten Kapitel zu erõrtern, vgl. unter II.<br />

Umgekehrt ist nichts leichter zu verstehen ais die Entwicklung der geometrischen<br />

Figur aus einer Abbildung. Bestimmte Dinge machten den Leuten Vergnügen,<br />

und vorausgesetzt, dass sie solche Dinge malen — einerlei jetzt, wie sie<br />

überhaupt zum Malen fortgeschritten sind —, so muss sich bald aus den Einfállen<br />

der verschiedenen Künstler, wie wir sie bei dem Bakairífries noch in

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