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• M B - Brasiliana USP

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— io5 —<br />

schuldigtc sich, dass er abwesend gewesen sei und von dem Geschehenen ni ! t<br />

wisse. Da nahm ich ihn bei der Hand und brachte ihn, wáhrend er sehr ungem<br />

hinterdrein wackelte, zum Flõtenhause. Hier bt-chrieb ich ihm den Vorgang an<br />

Ort und Stclle, drohte: „,whi,,aki> l.ãra, karáiba k»m\ mehinakú kurápa, karáiba<br />

kurápa" wenn der Mehinakú gut i-t, ist auch der Karaibe gut, wenn der<br />

Mehinakú schlecht i-t, ist auch der Karaibe schlecht, und feuerte zu seinem<br />

Schrcckcn einen Revolvcrschuss in den Mittelpfosten. Sofort erhob sich draussen<br />

ein lautes Heulen und verwirrtes Durcheinanderrennen. Der Alte verschwand,<br />

indem cr zittcrnd versicherte, suchen zu wollen. Tumayaua spahte durch die<br />

Gucklõchcr im Strohdach und beobachtete mit grossem Gcnuss die Szenen<br />

draussen, lief dann kichernd zum Pfosten und untersuchte den Schusskanal.<br />

Den Rest des Tages hielt man sich von mir fern, nur zwei Kamayurá,<br />

Besuchcr des Dorfes, setzten sich zu mir vor die Festhuttc und lie-sen sich<br />

examinieren. Demonstrativ beschenkte ich sie rcichlich und erhielt von ihnen<br />

auch das Versprechen, dass wir bei ihrem Stamm gut aufgenommen werden<br />

wurden. Nacli ihrer Beschreibung war nicht der Alte, den ich zur Rede ge-tellt<br />

hatte, sondem der zweite Háuptling der Mehinakú, der mir wegen seines unzufriedenen<br />

Gesichtes von Anfang an aufgefallen war, in hõchsteigener Person der<br />

Dieb meiner Sachen.<br />

Am nãchsten Morgen brach schon um 4 Uhr ein Heidenlàrm los. In der<br />

Nacht war es still gewesen, nur ab und zu horte man draussen husten, ein Beweis,<br />

dass die Mehinakú wachsam waren; gegen Morgen hatten wir ein sehr<br />

heftiges Gewitter, vor der Thür bildete sich ein Wasscrtümpel und machte den<br />

Eingang fast unpassierbar. Das Gewitter hatte ich herbeigerufen. Draussen<br />

wurden viele Reden gehalten. Entweder stand einer allein auf dem Platz und<br />

sprach mit lauter Stimme, oder, und das war das Gewõhnliche, die Redner hatten<br />

sich vor der Thür ihrcs Hauses aufgestellt. Mehr und mehr leuclitctc mir der<br />

Humor der ganzen Geschichte ein. Wie die Helden dort vor der Thure ihres<br />

Hauses standen und feierlich sprachen, war es eine klassjsche und urepische<br />

Situation. Ich Hess mich zum Frieden bewegen und nahm zu Aller Freude ein<br />

Beijú an, der mir frisch duftend von der Schussel gebracht wurde und auch vortrefflich<br />

schmeckte. So hatte die Episode ihr Ende; dass alies gut ablief, war<br />

um so angenehmer, ais sich spáter zu meinem Entsetzen herausstellte, dass grade<br />

der Kompass aus dem einfachen Grunde mir nicht gestohlen worden sein konnte,<br />

weil ich ihn gar nicht bei mir gehabt hatte. Auf unseren Verkehr hat das Intermezzo<br />

aber insofern einen sehr giinstigen Einfluss ausgeübt, ais die guten<br />

Mchinakú von jetzt ab hõflicher wurden und mir nicht mehr mit ungeduldigem<br />

Drangen zusetzten.<br />

Die Yersõhnung war dadurch erleichtert worden, dass einer der bei den<br />

Nahuquá getroffenen Mehinakú, der mich nur von der guten Seite kannte,<br />

inzwischen angekommen war. Am Nachmittag erschienen auch Wilhelm und<br />

Yogel. wáhrend Ehrenreich krank im Hafen zurückblieb und das Dorf erst bei

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