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• M B - Brasiliana USP

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Zeichnung, so gut ai- bei einem, den man in Wortcn wiedergiebt, aber mit dem<br />

Spass, den er macht, i-t man auch vollstándig zufrieden und dieser ist nur<br />

grosser, wenn er trotz der Schw ierigkeitcn des Materials gelingt. Auf<br />

Zeit kommt os dabei nicht an; ein Einfall wird dadurch nicht tief-ínnig, dass man<br />

ein paar Monato lang tief in Stein schneidet. Dass die Indianer die Fahigkeit<br />

besássen, -ich in »Bilderschrift« auszudrücken, will ich keineswegs bezweifeln — ich<br />

habe selbst gesehen, wie ich sogleich berichten werde, da- sie durch Bilder Mit<br />

teilungen machten. Dass den F"elszcichnungen aber der Sinn einer zusammen<br />

hángenden Mitteilung fehlt, geht aus der grossen KcgcUosigkcit hervor, in der die<br />

Bilder über den Raum zerstreut sind; man sieht deutlich, die eine Person hat<br />

diesen, die andere jenen Beitrag goliefert, der deshalb, weil wir das betreffende<br />

Bild nicht immer zu erkláren vermõgen, nichts Besonderes zu bedeuten braucht.<br />

Die Regellosigkeit ist weit stárker, ais sie in den Rcproduktioncn erscheint, weil<br />

wenigstens in den meisten Fallen nur eine Auswahl der Bilder geliefcrt wird, dagegen<br />

die dem Sammler gleichgültig erscheinenden und für die E>klarung des<br />

Ganzen doch sehr wichtigcn Xebcndinge, z. B. Schleifrillen fur Steinwerkzeuge,<br />

ausgelassen werden. Ausnahmon aber mag es ja geben.<br />

Nun darf ich wohl zur einleitenden Uebersicht schon weiter skizzicren, was<br />

ich nach meinen Bcobachtungen über den ferneren Fmtwicklungsgang der Schingú-<br />

Kunst folgern zu müssen glaube. Xachdem man aus sich selbst heraus dazu gekommen<br />

war, Umrisse der die Aufmerksamkeit lebhaft bescháftigenden Dinge zu<br />

gestaltcn, nachdem man so gelernt, áussere Bilder der inneren Anschauung zu<br />

sehen und den Begriff des Bikles erst erworben hatte, da hat sich bei jedweder<br />

Technik bis zu der des Fiechtens herunter die Herz und Sinn erfreuende Ncigung<br />

geltend gemacht, die bei bchaglicher Arbeit entstehcnden Aehnlichkcitcn zu<br />

allerlei interessierenden Originalen der Natur zu bemerken, sie zu steigcrn und<br />

neue hervorzurufen. Besonders bei den Tõpfen werden wir den Zusammenhang<br />

zwischen der Form des Gefasses und dem Motiv der Nachbildung deutlich er<br />

kennen. Aus diesen konkreten Nachbildungen endlich ist bei einer sich vom<br />

Original mehr und mehr in künsüerischem Sinn entfernenden Tradition unter<br />

dem Einfluss je der Arbeitsmethode und des Arbeitsmaterials da- stilisierte<br />

Kunstwerk geworden, das im Geist unserer Indianer noch auf das Fmgste mit<br />

dem ãlteren Abbild verknüpft ist. Im Gebiet der Malerei begegnen wir solchen<br />

Frzeugnissen in der Form der geometrischen Ornamente. Punkte und Striche<br />

kõnnen dem alten Markieren gleichwertig sein. Aber schon so einfache Figuren<br />

wie Dreiecke und Yierecke, von denen man glauben machte, dass sie freiweg<br />

auch von dem primitivsten Künstler konstruiert werden konnten, sie sind er-t<br />

durch Stilisierung aus Abbildungen entstanden, und haben nur, da sie sich der<br />

Technik von selbst ais Typen empfahlen, im Kampf um das Dasein mit komplizierten<br />

Gebilden wie spielend den Sicg davongetragen.<br />

Nun noch ein Wort über die Motivo unserer indianischen Kunst. Sie sind<br />

ganz ausschliesslich dem Tierreich entlehnt. Andree hebt in seinem bekannten

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