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• M B - Brasiliana USP

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— 4o —<br />

massig schwirrt das ununterbrochene Zirpen der Zikaden, zuweilen mischt sich<br />

das ferne Geklingel der Madrinha hinein.<br />

Finster ist es nur im Gebüsch und unter den Bàumen, wo ais formlos ttndeutliche<br />

Masse der Wall der Gepàckstücke und Sàttel liegt; das Feucr ist bis<br />

auf einen glimmenden Holzkloben erloschen. Durch die schwarzen Aestc über<br />

unserer Hãnsjematte blickt der funkelnde Stemenhimmel, wie kõrperliche Schattenarme<br />

recken sie sich in die Luft, und unter ihnen weg schweift das Auge über<br />

die dunkle Hochebene, auf der fernhin die roten Glutlinien des fortschreitenden<br />

Grasbrandes leuchten; zuweilen flackert es empor in wabernder Lohe, kriecht über<br />

einen Hügel und dehnt sich wieder lang zu einer dünnen Schlange aus, deutlich<br />

erkennt man Hochõfen, Bahnhõfe, verfolgt die Signallaternen der Schienenwege<br />

und bemerkt gar hier und da festlich illuminierte Gartenlokale. O Traum des<br />

Matogrosso, wann wirst du die Wirklichkeit gewinnen, die lànger anhàlt ais ein<br />

náchtliches Phantasma? Der Dr. Carlos, hofften die Cuyabaner, werde den Schingú<br />

entlang das beste Terrain für die Eisenbahn nach Pará finden. Er fand mehr,<br />

er hat in mancher Nacht die Bahn schon fertig und im schõnsten Betrieb den<br />

Sertão durchziehen sehen, aber er ist zum Unglück, wenn er so weit war, immer<br />

rasch eingeschlafen.<br />

Und dann in seinem wirklichen Traum, lõste er mit sicherer Eleganz ein<br />

Problem, das viel wichtiger ist ais die Eisenbahn im Matogrosso. Er flog. Er<br />

flog mehrere Stockwerke die Treppe hinunter, ohne den Boden zu berühren und<br />

lenkte scharf um die Ecken, ohne anzustossen, er flog draussen zu den Dãchern<br />

empor und über sie hinweg, ja er war sich dabei immer auf das Bestimmteste<br />

bewusst, nicht etwa zu tràumen, und liess sich einmal sogar von dem Direktor Renz<br />

engagiren, um die neue herrliche Kunst im Zirkus zu zeigen, wo sie freilich im<br />

entscheidenden Augenblick versagte, und die Menschenmenge den armen Erfinder<br />

mit brausendem Gelãchter verhõhnte. Der Traum des Fliegens war für mich in<br />

der Hãngematte geradezu ein Gewohnheitstraum und immer mit der lebendigsten<br />

Ueberzeugung des Wachseins verknüpft. Ich gebrauchte selten etwas, was ais<br />

Kopfkissen hàtte gelten kõnnen, ein Tuch, eine Mütze oder dergleichen, denn<br />

dieses Ersatzstück verlor sich doch von seinem Platz. So war der Hals und der<br />

Ansatz des Kopfes im Nacken nicht unterstützt, die durch das Kõrpergewicht<br />

straff angezogene Hãngematte ging frei weggespannt über diese Stelle, und oben<br />

oder zur Seite lag der Kopf schwer auf, gleichsam wie ein besonderer Kõrper<br />

für sich. Wahrscheinlich ist in dieser unbequemen Lage die Erklárung enthalten.<br />

Ich hatte einen leisen Schlaf und stand ais guter Hausvater auch zuerst<br />

auf, um Manoel zu wecken, dass er den Mate aufsetze. Schlaftrunken blies der<br />

Junge die Asche an und hatte bald sein kochendes Wasser. Dann erschallte<br />

mein Trompetchen in gellenden Tõnen und Fazendinha, der Spitz, sang zur Begleitung<br />

sein Morgenlied. Die geübtesten Fãhrtensucher brachen auf, die Maultiere<br />

zu holen, wir banden die Hãngematten los, packten die Decken ein wuschen<br />

uns im Bach mit Seife und, um zu sparen, auch mit Sand, vielleicht kostbarem

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