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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 152<br />

sitzende Ärztin führte ihre Faust zwischen die Hinterbacken. Wenn diese<br />

bequem dazwischen passte, ohne die stockdürren Beine zu berühren, wurde der<br />

betreffende Gefangene in eine Sondertabelle eingetragen.<br />

Nachdem diese Tabelle vom Kommissariat überprüft wurde (damit ja kein<br />

Erzfeind der Union da Unterschlupf finde), wurden die darin Erfassten der Reihe<br />

nach ins Krankenhaus überwiesen, wo sie für eine gewisse Zeitspanne besseres<br />

Essen bekamen. Für manche aber, nämlich für jene, welche sich im letzten<br />

Stadium der Dyst<strong>ro</strong>phie befanden, hatte dieser plötzliche Ernährungswechsel<br />

fatale Folgen. Mit dem letzten Bissen legte der arme Gefangene seinen Kopf<br />

endgültig auf sein Kissen. Andere jedoch, die jünger oder schlicht lebenskräftiger<br />

waren, widerstanden diesem Schock und erholten sich. Aber eine Schwalbe<br />

macht noch keinen Sommer und auch ein paar aufgebesserte Essensrationen<br />

können nicht ein ganzes Lager von Hungerleidenden aufpäppeln. Es war eine<br />

dringende und allgemeine Intervention von oben notwendig, wenn man von den<br />

Überlebenden des Winters 1942-1943 noch welche retten wollte.

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