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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 181<br />

Mit dieser Gelegenheit ereignete sich aber auch etwas Ungewöhnliches:<br />

Durch den Weggang der Division waren alle Dienste ohne das entsprechende<br />

Dienstpersonal geblieben. Und niemand bemühte sich um die vakanten Posten<br />

all der Kochsen, Sanitauren und Dinosaurier, die auf der Stelle zu potentiellen<br />

Helden aufgerückt waren, so sehr waren diese Posten von ihren vormaligen<br />

Inhabern, die sich dafür der Macht verkauft hatten, komp<strong>ro</strong>mittiert worden. Zu<br />

einem solchen Dienst zu gehören bedeutete eine der höchsten<br />

Komp<strong>ro</strong>mittierungen. Was war also zu tun? Die Dienste mussten immerhin<br />

funktionieren. Allein, mit wem? Vergeblich klapperten die Leute von der<br />

rumänischen Leitung des Lagers die Schlafsäle ab auf der Suche nach Köchen,<br />

Sanitätern, Bademeistern, Friseuren usw. Niemand wollte sich anbieten, und die<br />

Weigerung wurde allseits mit einem „Danke, ich verkaufe mein Gewissen nicht“<br />

zum Ausdruck gebracht. Die Lage war kritisch geworden, und das Funktionieren<br />

der lebenswichtigen Punkte des Lagers d<strong>ro</strong>hte zu kollabieren. Da griff aber der<br />

Starsch des Lagers, Major Popescu, ein. Damals war er noch nicht Anti-Mitglied<br />

und suchte, den beiden Lagern gegenüber äquidistant zu sein. Er organisierte<br />

eine Versammlung, bei der er – kannte er doch den Grund unserer<br />

Zurückhaltung – uns versicherte, dass niemandem auch nur eine politische<br />

Bedingung gestellt werden würde, um einen solchen Posten einzunehmen.<br />

Unsere Jungs kamen ihrerseits auch mit einem Vorschlag: „Wir bieten uns zur<br />

Besetzung dieser Posten nicht an. Sollen doch die Schlafsaalchefs wen sie<br />

wollen für diese Dienste festlegen, so wie sie uns auch für die gewöhnlichen<br />

Arbeiten einteilen, und wir werden uns fügen.“ Der Vorschlag wurde<br />

angenommen, und man ging sofort daran, die Dienste zu reorganisieren, so dass<br />

das Lagerleben schließlich seinen gewohnten Gang nahm.<br />

Das Kommissariat hingegen hatte einen ernsten Aff<strong>ro</strong>nt erlitten, hatte es<br />

doch die Dienste verloren hatte, die sich so gut als Köder für die mögliche<br />

politische Klientel geeignet hatten.

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