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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 165<br />

überlegen und die uns g<strong>ro</strong>ßzügig ausgestreckte Hand der Sowjetunion nicht<br />

auszuschlagen.<br />

Da bat aus unseren Reihen Hauptmann Niculae Popescu-Tudor ums<br />

Wort. Er war Generalstabsoffizier, intelligent, belesen und gebildet und vor allem<br />

ein Mann mit Charakter, der nun das einer Aufopferung nahe kommende Risiko<br />

auf sich nahm, öffentlich den Verrat, der sich als Patriotismus ausgab, zu<br />

entlarven, sowie die Befreiung vom faschistischen Okkupanten, die in<br />

Wirklichkeit nichts anderes als die Befreiung Rumäniens von den Rumänen und<br />

die Unterjochung unseres Landes auf unbegrenzte Zeit durch die Sowjets war.<br />

Was ja dann übrigens auch eingetreten ist.<br />

Mit fester und schneidiger Stimme griff er zuerst die höheren Offiziere des<br />

Präsidiums an, angefangen mit Cambrea, dem ehemaligen<br />

Divisionsgeneralstabschef, indem er seine Verwunderung darüber äußerte, sie<br />

an diesem <strong>ro</strong>ten Tisch anzutreffen, sie, welche so viele Serien von Offizieren im<br />

Kult für Ehre, des Respekts für den auf König und Volk abgelegten Eid und der<br />

Verachtung für jeglichen Verrat ausgebildet hatten. Dann ging er zu der neuen<br />

sowjetischen Gorgona über, zu Ana Pauker, welche, indem sie für eine<br />

Fremdherrschaft über unser Land kämpfte, sich von diesem losgesagt habe, so<br />

wie auch das Land sich von ihr losgesagt habe.<br />

„Mit welchem Recht spricht sie denn im Namen der rumänischen Nation,<br />

gegen die sie auch gekämpft hat, und welche sie ihrerseits verstoßen hat?“,<br />

fragte der Hauptmann und wies mit dem Finger auf sie.<br />

„Besser, du nennst mich gleich Jiddin 80 !“, erwiderte halblaut Ana, die<br />

darauf abzielte, der Philippika des Hauptmanns eine antisemitische Konnotation<br />

zu verleihen, welche diese gar nicht besaß.<br />

„Und was die g<strong>ro</strong>ßzügige Hand betrifft, von der sie sprach, die ist eine<br />

Eisenhand mit Samthandschuhen, welche uns nicht zur Befreiung, sondern zur<br />

Unterjochung entgegengestreckt wird, denn sie gehört einer Macht, für deren<br />

Expansion nach Westen und nach Süden wir Rumänen ein Hindernis darstellen.<br />

Diese Linie gibt es nicht erst seit heute, seit gestern. Sie ist eine Konstante der<br />

Politik unseres g<strong>ro</strong>ßen Nachbars im Osten, die unaufhörlich funktioniert,<br />

unabhängig von Ideologie oder Regierungsform, sei es nun unter dem<br />

zweiköpfigen zaristischen Adler oder unter dem kommunistischen <strong>ro</strong>ten Stern.<br />

Diese Außenpolitik wurde bereits zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts<br />

ausgearbeitet und ihre Grundlinien können mit einer Klarheit, die keinen Platz für<br />

Illusionen – wie etwa für jene, mit der man uns heute benebeln möchte – lässt,<br />

aus dem berühmten «Testament Peters des G<strong>ro</strong>ßen! herausgelesen werden.“<br />

Hier nun ereignete sich die Katast<strong>ro</strong>phe. Samoilow, der während der Rede<br />

des Hauptmanns blau und blauer anlief, sprang in dem Augenblick, als er vom<br />

«Testament Peters des G<strong>ro</strong>ßen! hörte, auf wie ein mit Weihwasser begossener<br />

Teufel und brüllte los: „Jenuch, jenuch, faschistisch Bändit! Bist jekomm Waff in<br />

Hand zu friedlich sowjetisches Na<strong>ro</strong>d, jetöt und jeplündrt ihm und jetzt du hier<br />

Kamplott machen… und schmeißen schmutzig Red, Imperialismus in<br />

Regierung… setz tich!... verhaftet!... verhaftet, jeschikt vor Jericht“, und mit<br />

80 Im Original: „jidanc!”, abschätzig für „evreic!” (Jüdin).

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