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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 330<br />

88. DER KAMPF MIT DEN RATTEN, DEN FLÖHEN UND DEN WANZEN<br />

Nachdem wir an dem auf diese unvergessliche Nacht folgenden Morgen<br />

die Spende der Ungarn unter uns aufgeteilt hatten, hielten wir Rat über die zu<br />

ergreifenden Maßnahmen gegen die drei Nachtfeinde: die Flöhe, die Wanzen<br />

und die Ratten. Im Falle der ersten beiden entschieden wir uns für die Methode,<br />

die damals im ganzen Lager in Mode war – für das U-Boot. Was war denn ein U-<br />

Boot? Man leerte eine Matratze, nähte am Kopfende ein Hemd mit desgleichen<br />

zugenähten Manschetten an. Man k<strong>ro</strong>ch in die Montur durch die Brustöffnung,<br />

steckte die Arme in die Ärmel, dann band der Bettnachbar einem den Kragen<br />

über dem Kopf mit einer Schnur oder einem Stück Fetzen hermetisch zu. Die<br />

Effizienz dieser Antiparasitenvorrichtung hing von der Genauigkeit der<br />

Ausführung ab, und es scheint, die praktischen Resultate waren zufrieden<br />

stellend.<br />

Die Fortbewegung aber darin zu den Aborteimern war peinlich und<br />

erfolgte durch lächerliche Hüpfer, als nähmen wir an einem Sackrennen teil. Was<br />

die Ratten betrifft, kam einer von uns mit einer regelrecht genialen Lösung. Da es<br />

am Eingang ein paar Bottiche gab, nahmen wir einen davon, füllten ihn halbvoll<br />

mit Wasser und fertigten eine Art Schwengel, wie bei einem Schwengelbrunnen,<br />

an, an dessen einem Ende wir ein Stückchen Speck anbanden, während wir das<br />

andere mit einem kleinen Gewicht beschwerten. Die Ratte k<strong>ro</strong>ch auf den<br />

Schwengel zum Speck hin. In dem Augenblick, in dem er beim Speck ankam,<br />

ging der Schwengel plötzlich nieder, und die Ratte fiel ins Wasser. In der ersten<br />

Anwendungsnacht dieser Erfindung hörten wir Platsch um Platsch, und am<br />

Morgen fanden wir in der Falle etwa 15-16 abgesoffene Ratzen. In den folgenden<br />

Nächten erzielten wir ähnliche Ernten. Letztendlich aber verinnerlichten die<br />

Ratten, die ja intelligente und gruppenaktive Tiere sind, die Gefahr und gaben die<br />

unwirtliche Hütte auf.<br />

Was das Licht betrifft, da wir weder eine Lampe, noch eine Glühbirne<br />

hatten gegen das Dunkel, das uns Nacht für Nacht gleich einem Grabdeckel<br />

erdrückte, zerkleinerten wir ein paar Kiefernbalken zu 50-60 cm langen und 1 cm<br />

dicken Stäben, die wir die ganze Nacht über wie Fackeln brennen ließen. Wir<br />

nannten sie Fidibusse.<br />

Der resultierende Rauch färbte nach und nach unsere Kleider und<br />

Gesichter, bis unsere bärtigen Antlitze die schauderlichen Züge von Köhlern<br />

annahmen.<br />

Der Schnee, der gerade damals, als wir diese neue Höllenkammer des<br />

sowjetischen KZ-Infernos, den Isolator im Teufelsloch, betreten hatten, zu fallen<br />

begann, machte die Spuren Aurel Bi]ans und der vier ungarischen Offiziere<br />

sichtbar. Die Folge davon war, dass die Verwaltung Maßnahmen ergriff: Das<br />

Stacheldrahtnetz um die Erdhütte herum wurde dichter gemacht und man<br />

forderte größere Wachsamkeit vom rechts von uns liegenden Wachturm, so auf<br />

dass nicht einmal ein Meistervogel sich uns nähern könne. Wir waren völlig<br />

abgeschnitten von der Welt, und es gelangte keine Nachricht mehr zu uns, nicht

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