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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 324
86. DIE QUARANTÄNE
Motto:
Pe la trei
Vin p\duchii mititei.
Pe la cinci,
Plo[ni]ele cu opinci.
{obolanul te miroase
Pe la [ase. 141
Aus: Serenad\ von Tudor Arghezi 142
Am Tag darauf nahm einer der Rumänen, den wir im Lager vorgefunden
hatten, äußerst vorsichtig Verbindung mit uns auf und erläuterte uns, wie es
denn mit diesem Straflager und seinen Sonderregime so stand. Da es inmitten
eines riesigen Taigasumpfes lag, waren die Lebensbedingungen hier sehr hart
und ungesund. Im Winter plagte einen der Frost, im Sommer quälten einen die
Stechmücken. Die Arbeit außerhalb des Lagers war sehr schwer, die
Bewachungssoldaten waren wild, und bei der Arbeit gab es verdächtig viele
Unfälle mit Todesopfern. Es befanden sich hier Menschen mit „dickem” Kerbholz
aus allen Nationen. Von hier wurden Angeklagtengruppen in verschiedene Ecken
der Sowjetunion vor Gericht geschickt, jeder an den Ort, wo die angeblichen
Taten begangen worden waren.
Die Ungarn bildeten eine Gruppe von 150 Offizieren, darunter sich auch
(behaupteten Leute aus der Verwaltung, selbstverständlich) Horthysten
befanden, für schwere Verbrechen untersuchte Gendarmen sowie auch andere
Gefangene mit schwerwiegenden Taten. Desgleichen hieß es, dass unter den
deutschen und österreichischen Offizieren viele aus der Waffen-SS waren. Was
die Rumänen betrifft, so waren sie recht wenige an der Zahl (auch mit
Problemen), aber es hieß (aus den gleichen okkulten Quellen), dass man eine
massive Gruppe von Kriegsverbrechern und Legionären erwartete, und das
konnte selbstverständlich nur unsere frisch angekommene Gruppe sein, die nun
von den Sowjets als Schaffell zur Abschreckung des Wolfes verwendet wurde.
Denn so wie Ziganow versucht hatte, uns Rumänen mit denen aus der Waffen-
SS und den Horthysten zu erschrecken, so wollte er nun auch den Deutschen
und den Ungarn mit den Legionären und den rumänischen Kriegsverbrechern
Angst einjagen. Gutes aber erfuhren wir von unserem Landsmann über Oberst
{tefanovici, der, obwohl er auf der Krankenstation mit der Diagnose auf
Mastoiditis interniert worden war, dort auf den ausgezeichneten Chirurgen Major
Doktor Aldea gestoßen war. Dieser befand sich gerade zu jenem Zeitpunkt in der
Schmiedewerkstatt, wo die Deutschen arbeiteten, und überwachte die
Anfertigung von chirurgischen Instrumenten aus gewöhnlichem Eisen, mit denen
er unsern Oberst operieren sollte. Bucur, der Mann, der uns diese Nachrichten
141
Gegen drei /Kommen die winzigen Flöhe. /Gegen fünf / In Bundschuhen die Wanzen. /Die Ratte
schnuppert an dir /Gegen sechs.
142
Tudor Arghezi (1880-1967) ist einer der bedeutendsten rumänischen Dichter des 20. Jahrhunderts.