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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 172<br />

Diese Zeilen abschließend, kann ich aber nicht unerwähnt lassen, dass es<br />

t<strong>ro</strong>tz aller Schreckenstaten der Unterdrücker gegen die Gesamtheit der Soldaten,<br />

um sie zu zwingen, den „Divisionen“ beizutreten, immerhin auch Soldaten gab<br />

(auch ich habe einige von diesen gekannt), welche Widerstand geleistet und es<br />

vorgezogen haben, zurück in die Tiefen der Bergwerke, aus denen sie gerade<br />

herausgeholt worden waren, zu gehen, anstatt ins eigene Land mit dem<br />

Satanszeichen auf der Stirn zurückzukehren.<br />

In der Zwischenzeit verfolgten die ranghohen Helfershelfer Ana Paukers<br />

mit ihren schweren Tressen auf den Schultern und hohen Auszeichnungen an<br />

der Brust ungestört ihr glorienloses Ziel, Zustimmungen für jene Kampfeinheit<br />

einzusammeln, mit welcher hinterrücks das eigene Vaterland niedergestochen<br />

werden sollte, das ihnen bis dahin nur Ehre und Privilegien gebracht hatte.<br />

Ihre vom Kreml inspirierte und kräftig unterstützte Aktion konnte gar nicht<br />

schief gehen, so dass wir in der Presse, die man uns zur Verfügung stellte,<br />

folgendes Kommuniqué lesen konnten: „Aus Initiative der Kommunisten und<br />

anderer rumänischer Politemigranten fand am 3. September 1943 in<br />

Krasnogorsk die Konferenz der antifaschistischen Delegationen rumänischer<br />

Kriegsgefangener aus der Sowjetunion statt. Die Konferenz richtete an die<br />

sowjetische Regierung die Bitte (Hervorh. d. A.), die Gründung auf dem<br />

Territorium der UdSSR von rumänischen Freiwilligeneinheiten zu erlauben, um<br />

gegen die faschistischen Eindringlinge zu kämpfen.“<br />

*<br />

Etwa zur gleichen Zeit kehrte in unser Lager ein Freiwilliger zurück, der<br />

zwei Wochen vorher abgeholt und an einen unbekannten Ort gebracht worden<br />

war. Der Betreffende erzählte, man habe ihn nach Gorki geführt, wo der P<strong>ro</strong>zess<br />

Popescu-Tudors stattfand, an dem er als Zeuge (der Anklage, selbstverständlich,<br />

Anm.d.A.) teilgenommen habe. Gemäß seinem Bericht war der Hauptmann zum<br />

Tode verurteilt worden, weil er ein faschistisches Komplott im Lager organisiert<br />

und die Sowjetunion beleidigt habe. Selbstverständlich glaubten wir ihm kein<br />

Wort. Aus Prinzip glaubten wir kaum etwas von dem, was uns die Sowjets und<br />

ihre Leute sagten. Leider aber sollte ich viel später erfahren, und zwar direkt aus<br />

dem Munde Hauptmann Popescu-Tudors, des Helden dieser Ereignisse, dass<br />

der Bericht des Zeugen korrekt gewesen war. Tatsächlich hatte man dem<br />

Hauptmann einen P<strong>ro</strong>zess inszeniert, infolgedessen er zur Höchststrafe verurteilt<br />

worden war. Was der Zeuge aber nicht wusste, war die Tatsache, dass der<br />

Hauptmann inzwischen begnadigt worden war.

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