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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 256<br />

diese Übung des Wagemuts in der allgemeinen Atmosphäre des Lagers, die den<br />

Funken eines Generalp<strong>ro</strong>testes in sich trug, durchaus begrüßenswert sei.<br />

Der gleiche R\ducanu gab, nachdem ich M=n\st=rka verließ, meinen<br />

Basar heraus, den er dazu mit einer äußerst witzigen Versch<strong>ro</strong>nik Corco]oius<br />

versah, in der als Ak<strong>ro</strong>stychon jede Figur mit ihrem Darsteller konf<strong>ro</strong>ntiert wurde.<br />

Bei der allgemeinen (aber nicht kompletten) Repatriierung von 1948 wurde<br />

im Hof des Lagers ein riesiges Feuer gezündet, dem die Gefangenen die<br />

gesamte Kulturernte all jener Jahre anvertrauten. R\ducanu brachte es nicht<br />

über sich, das kunstvoll in Leinen gebunden Bändchen den Flammen<br />

preiszugeben und brachte es mir, t<strong>ro</strong>tz aller Risiken (die keine geringen waren)<br />

und als Zeichen unserer steten Freundschaft, nach Hause.<br />

Allein, zu jenem Zeitpunkt gehörte ich noch nicht zu den Heimkehrern, und<br />

im Juli 1951, als ich endlich wieder den Fuß auf die Schwelle meines<br />

Elternhauses setzte, war er seinerseits nicht mehr frei. Zusammen mit anderen<br />

ehemaligen Gefangenen engagierte er sich für eine Aktion, die letztendlich<br />

aufgedeckt wurde und den Teilnehmern eine neue Portion KZ-Erfahrung –<br />

diesmal mit heimischen Elementen – bescherte. Erst nach 1953, als der „Vater<br />

der Völker“ in die Welt der Ewigkeit (des ewigen Feuers, versteht sich)<br />

übergegangen war und als ein vager Hauch von Freiheit auch durch den<br />

rumänischen Gulag ging, konnten wir uns nach einer fast achtjährigen Trennung<br />

wieder sehen und umarmen, und bei dieser Gelegenheit erhielt ich von ihm als<br />

ein Relikt seelischer Erlebnisse den Basar der Illusionen. Das Bändchen habe<br />

ich auch heute noch auf meinem Schreibtisch und ihm verdanke ich es, dass ich<br />

in diesen meinen Memoiren dieses Thema entsprechend genau behandeln<br />

konnte.<br />

Nach dem Gefängnisaufenthalt akzeptierte R\ducanu resigniert sein<br />

Schicksal als Verfolgter oder im besten Falle als Marginalisierter in der neuen<br />

Gesellschaft – übrigens wie wir alle, die wir in den sowjetischen Lagern<br />

Widerstand geleistet hatten – und verdiente sein tägliches B<strong>ro</strong>t als<br />

Elekt<strong>ro</strong>schweißer. Er starb 1973, bloß 60jährig. Er ruhe sanft!

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