04.09.2013 Aufrufe

radu m|rculescu - Memoria.ro

radu m|rculescu - Memoria.ro

radu m|rculescu - Memoria.ro

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 70<br />

„Ich möchte gerne wissen, ob du auch dann genau so reden wirst, wenn<br />

dich deine Kräfte verlassen, wenn du den Anschluss an die Kolonne verlierst und<br />

vor den Mann im wattierten Mantel mit dem Blut leckenden Hund gerätst, denn<br />

ich sage dir, das den Schwachen vom Munde weggestohlene B<strong>ro</strong>t wird dich nicht<br />

bei Kräften halten, da es verflucht ist.“ Der Dieb verstummte ersch<strong>ro</strong>cken. Ich<br />

hatte in diesem primitiven Menschen ein primäres Ressort get<strong>ro</strong>ffen, dass dem<br />

mythischen Denken gehört: der Fluch.<br />

Nachts legten wir uns in der f<strong>ro</strong>stigen Steppe zu dritt zusammen. Wir<br />

breiteten einen Mantel über den Schnee und mit den anderen beiden deckten wir<br />

uns zu. Morgens wurden wir vom üblichen Zeremoniell geweckt: Eine Reihe von<br />

Gewehrschüssen in die Luft verkündete uns, dass ein neuer Tag unseres<br />

Leidensweges anbrach. Auf die Landstraße tretend, ließen wir jeden Morgen in<br />

unserem Nachtlager einige Dutzend oder Hunderte von Faulen, die, gelang es<br />

den MP-Schüssen nicht, sie zu wecken, wohl erst von den Posaunen des<br />

Jüngsten Gerichts geweckt werden würden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!