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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 163<br />

43. EINE UNVERGESSLICHE SITZUNG<br />

Unsere Ausbeutung durch ermüdende Arbeiten hatte nicht nur<br />

wirtschaftliche Gründe. Sie hatte auch eine präzise Finalität politischer Natur:<br />

nämlich jene, uns zu zwingen, ihre Ideologie anzunehmen und nach der<br />

Besetzung unseres Landes durch ihre Truppen aktiv und bewusst zur<br />

Kommunisierung desselben beizutragen. Der Druck durch zerstörerische<br />

Zwangsarbeit stellte zusammen mit dem Hunger eine erste Etappe der<br />

Aufwärmung der Individuen dar, wonach der eigentliche Einfangp<strong>ro</strong>zess mit den<br />

Umständen entsprechenden Methoden zu folgen hatte.<br />

Jetzt aber befand sich das Kommissariat in einer Zeitkrise. Die Ereignisse<br />

überstürzten sich. Die Balance des Krieges neigte sich den Allierten zu. Die<br />

sowjetische Gegenoffensive bei Kursk hatte die deutsche Verteidigung<br />

durchb<strong>ro</strong>chen, und die Anglo-Amerikaner waren in Sizilien gelandet. So wie die<br />

Operationen im Osten verliefen, wo die Deutschen die Initiative verloren hatten,<br />

stand die Besetzung Rumäniens bevor, und der Kremlin verfügte noch nicht über<br />

eine militärische Einheit rumänischer Freiwilliger, mit welcher der Kommunismus<br />

auf dem Gebiete Rumäniens durchgesetzt werden konnte.<br />

Der arme Codler hatte wertvolle Zeit verloren mit dem Wiederaufbau der<br />

antifaschistischen Bude, die von dem Tornado falscher Gerüchte niedergemacht<br />

worden war, und versuchte nun auf Teufel komm raus, die verlorene Zeit wieder<br />

gutzumachen, um dort oben eine so g<strong>ro</strong>ße Anzahl von Dob<strong>ro</strong>woltis<br />

(Freiwilligen) wie nur irgend möglich melden zu können. Da aber die Ergebnisse<br />

sowohl in Oranki, als auch in anderen Lagern mit Rumänen medioker waren,<br />

beschloss man da oben, eine hochklassige Truppe von Animateuren<br />

zusammenzustellen, die durch diese Lager auf Tournee gehen sollte, um<br />

daselbst Zustimmungen dafür einzusammeln, den Generalissimus Stalin zu<br />

bitten, die Gründung auf dem Territorium der Sowjetunion von<br />

Freiwilligeneinheiten zu bewilligen, die gegen den faschistischen Okkupanten<br />

kämpfen sollten. Diese tolle Farce mit den rumänischen Gefangenen, die freien<br />

Willens und von niemandem gezwungen um die Gunst flehten, gegen ihre<br />

rumänischen Brüder und an der Seite Väterchen Stalins zu kämpfen, der ihnen<br />

schließlich, gerührt von so viel Bitten, seinen Segen erteilen würde, diese Farce<br />

nach einem in Moskau verfassten Drehbuch wurde in mehreren Lagern<br />

aufgeführt und sollte nun auch in Oranki gegeben werden. Zur Besetzung<br />

gehörten: Ana Pauker (die Leiterin der Truppe; sie stammte aus Bessarabien,<br />

war für subversive Tätigkeiten verurteilt und an der Grenze zur Sowjetunion<br />

gegen eine rumänische Geisel ausgetauscht worden) 79 , Oberst Cambrea<br />

(Generalstabschef der 5. Division), die Obersten Captaru, Maltopol und Teclu,<br />

79 1893-1960. Führende kommunistische Aktivistin, die erste Außenministerin im stalinistischen Rumänien<br />

(1947). Gehörte dem so genannten Moskauer Flügel an, der nach Stalins Tod von der Macht verdrängt<br />

wurde.

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