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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 31<br />

Steppe irrte, auf der Suche nach dem Kommando des 9. Do<strong>ro</strong>ban]i, was seiner<br />

Meinung nach dem Suchen einer Stecknadel im Heuwagen gleichkam. Nachdem<br />

er mir die uns zukommenden Munitionswagen und P<strong>ro</strong>viantwagen überlassen<br />

hatte, verschwand er in Nacht und Steppe, auf der Suche nach den anderen<br />

Batterien.<br />

Ich beschloss, Halt zu machen – es war stockdunkel geworden – und<br />

beim Licht der Sturmlampen alles an die Mannschaft aufzuteilen, was es an<br />

kalten P<strong>ro</strong>viantvorräten gab. Ich rief meinen Ordonanzsoldaten, den<br />

kleinwüchsigen Caradan, der älter und praktischer veranlagt war als ich, und<br />

befahl ihm, meine Ration entgegenzunehmen und diese auf unseren<br />

Gepäckwagen zu legen.<br />

«Herr Leutnant», antwortete er nachdenklich, «wir befinden uns in einer<br />

unsicheren Zeit. Jeden Moment können wir voneinander getrennt werden.<br />

Nehmen Sie ihre Ration mit aufs Pferd in die Satteltaschen und hier, diesen<br />

Rucksack dazu. Ich habe in ihn den Pullover, Hemden, lange Unterhosen und<br />

Strümpfe gegeben, ich binde ihn hinten an den Sattel an. Sollten wir getrennt<br />

werden, haben Sie wenigstens das Notwendigste.»<br />

Obwohl mir sein Unterfangen wie ein schlechtes Vorzeichen erschien,<br />

konnte ich nicht umhin, seinen Realitätssinn und seine Fürsorge anzuerkennen.<br />

Da tauchte auch die «Nachhut» Radu Popescus auf. Bislang hatte kein<br />

sowjetischer Panzer sie gestört.<br />

«Komisch», dachte ich, «warum bloß hat uns bis jetzt keiner ihrer<br />

Panzerwagen, die im zentralen Sektor unserer Division agieren, angegriffen?»<br />

Die Antwort sollte ich schneller als erwartet erfahren. Neben uns hatte ein Zug<br />

Infanteristen vom 9. Do<strong>ro</strong>ban]i, angeführt von Leutnant Cazacu, Halt gemacht.<br />

Dieser hatte mich und meine Leute vor einigen Wochen aus einer feindlichen<br />

Umzingelung gerettet, indem er mit seinen Soldaten den Feind angriff und ihn in<br />

die Flucht schlug. Wir umarmten einander und tauschten Neuigkeiten aus.<br />

«Achtzehn Wagen sind in unseren Stellungen in Brand gesetzt<br />

zurückgeblieben», teilte er mir mit.<br />

«Wie? Womit denn?», fragte ich erstaunt.<br />

«Mit Benzinflaschen, die wir in Roggengarben gesteckt angezündet und<br />

unter den Benzintank des Panzers geworfen haben.» Dann erzählte er mir<br />

ausführlich, wie sie, als sie merkten, dass die in die Raupenketten geworfenen<br />

Granaten nichts brachten, vom dicken Nebel und dem hohen Roggenfeld, durch<br />

welches die Panzerwagen fahren mussten, voll p<strong>ro</strong>fitierten, indem sie sich<br />

ungesehen heranschlichen, um Granaten in die geöffneten Panzerdrehtürme zu<br />

werfen, sich hinauf zu schwingen und mit einer Zeltplane das Visier abzudecken.<br />

Das geringste Anhalten des Panzers war fatal für diesen, denn dann stürmten<br />

andere Wagenjäger mit Brandflaschengarben heran, die sie unter den Bauch des<br />

Metallbiests warfen. Selbstverständlich waren auch unsere Verluste alles andere<br />

als gering, vor allem dann, wenn mehrere Panzerwagen nebeneinander<br />

herfuhren und die Angreifer des Nachbarpanzers unter Beschuss nahmen.<br />

Unsere Mannen jedoch erklommen Raupen gleich und mit einer Verbissenheit,<br />

wie bloß die Verzweiflung sie hervorbringt, die Panzerwagen, verdeckten mit den<br />

Zeltplanen die Visiere, während andere die angezündeten Garben unter die<br />

Bäuche warfen. Diese außergewöhnliche Corrida fuhr – all den Lebensopfern

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