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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 282 Cousins und sogar von Freunden), sagte aber kein Wort von meiner Frau. Mehr noch, ihr Brief endete in etwa so: „An einer einzigen Liebe auf dieser Welt kannst du nicht zweifeln, an der Mutterliebe.“ Woraus hervorging, dass der Mensch an der Liebe seiner Frau mitunter auch zweifeln kann. Es war klar, was Mutter sagen wollte, aber nicht zu sagen wagte.
Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 283 74. REVOLTE IM BAUCH DES WALS Dieser Brief, der mich gleich dem ersten Frühlingshauch der Heimat rührte, erreichte mich zum unpassendsten Moment für Rührseligkeit und Seelenweicher. Im Lager reichte die Anstauung von andauernden Spannungen an den Paroxysmus heran. Der „Krug des Zornes“ kochte über. Was war passiert? Jedes Frühjahr, wenn die Feldarbeiten begannen und die Waldarbeit intensiviert wurde, wurde von den Gardesoldaten – wohl auf die okkulte Anweisung der politischen Lagerleitung hin – jeweils ein Mordopfer gesucht, um die Gefangenen unter Terror zu halten. Vor zwei Jahren war ich im Wald neben dem Skit Zeuge bei der Erschießung eines deutschen Soldaten gewesen, der, um einem Wassertümpel mitten im Weg auszuweichen, einen einzigen Schritt aus der Kolonne getreten war (was auch andere vor ihm getan hatte, darunter auch ich). Auch jetzt klingt in meinen Ohren sein Todesschrei nach: „Mutter, ich sterbe!“ 133 Aber auch den Ausruf sadistischer Befriedigung des Mörders nach seiner Tat höre ich: „Fritz kaputt.“ 134 Diesmal hatten die Schicksalswürfel Hauptmann S\vulescu auserkoren. (Wir nannten ihn auch noch Caraga]\, denn er, der vom Wesen her ein fröhlicher Kerl war, spielte allerlei Streiche, Caraga]e.) Und auch der diesjährige Mord sollte desgleichen im Wald stattfinden. Nachdem die abzuholzende Parzelle erreicht wurde, stellten sich die Wachsoldaten wie gewöhnlich ringsherum auf. Hauptmann S\vulescu bat einen der Tschassowojs um die Erlaubnis, die Arbeitszone zu verlassen, um seine Notdurft zu verrichten (was übrigens gang und gäbe war). Der Tschassowoj erlaubte ihm dies äußerst freundlich, aber dann, als der Hauptmann sich in einem Gebüsch erleichterte, schoss er kurzerhand auf ihn. Die Kugel tötete ihn aber nicht, sondern verwundete ihn bloß. Wo? Komisch. So wie er denn zusammengekrümmt in der Hocke dagesessen war, hatte sein Bauch am Oberschenkel geklebt. Nun gut, genau da war die Kugel vorbeigeschossen und hatte ihm Bauch und Bein gestreift. Lärm, Aufruhr, Hundegebell. Der Tschassowoj klagte nun den Gefangenen dessen an, er habe die Zone verlassen wollen, um zu flüchten, und deswegen habe er geschossen. Der Hauptmann, der blutete und die Hosen noch nicht einmal hochgezogen hatte, obschon geschockt, wies auf seine beiden Wunden, dazwischen einiges an Entfernung lag, die aber von einer einzigen Kugel rührten, was ja nur möglich war, wenn er in der Hocke gesessen hatte. Allein, in dieser Position hätte er nicht fliehen können. Die blutige Erscheinung des Hauptmanns und seine Erklärungen zündeten eine Explosion der Empörung unter unseren Jungs, die sofort die Arbeit niederlegten. Es folgten Drohungen, Flüche, Gewehrkolbenschläge, kurz: die gesamte Kette von Repressalien eines entfesselten Rudels tollwütiger 133 Deutsch im Original. 134 Dt. im Orig.
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RADU M|RCULESCU LEID UND ERLEUCHTUN
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Inhalt Die rückerstattet Vergangen
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109. Die Nacht der Schakale 409 110
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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtu
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