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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 452<br />

So hatte ich ihn kennen gelernt. Nun hatte ich fast einen anderen<br />

Menschen vor mir: ein Int<strong>ro</strong>vertierter. Er war stark abgemagert. Was er alles<br />

durchgemacht hatte, hatten ihn verschwiegen und weise gemacht. In ihm die<br />

Nachdenklichkeit und Meditation geweckt. In den Händen hielt er eine Bibel. Das<br />

sagte mir einiges.<br />

In diesem „Grand-Hotel“ des NKWD gab es jedoch nicht nur Gefangene,<br />

sondern auch Diplomaten. Und zwar nicht alleine, sondern mit ihren Familien,<br />

wie etwa holländische Diplomaten, die mit Frauen und Kindern interniert worden<br />

waren. Eingangs waren sie von den Deutschen in den Botschaften der von ihnen<br />

e<strong>ro</strong>berten westlichen Hauptstädte festgenommen und schonungslos in Lager<br />

interniert worden. Dort hatten sie die sowjetischen Truppen auf ihrem Vormarsch<br />

gefunden und sie – g<strong>ro</strong>ßzügig, wie sie nun mal waren – „befreit“, indem sie sie in<br />

Viehwaggons in ihre Gefangenenlager schickten. Damit sie ihr Lagerregime mit<br />

jenem der Deutschen vergleichen konnten. Mehr konnten wir kaum mit den<br />

„Diplomaten“ diskutieren. Bloß soviel erfuhren wir noch, dass nämlich das<br />

gegenwärtige „Hotel-Lager“, woher sie hofften repatriiert zu werden, verglichen<br />

mit den anderen Lagern und Untersuchungsgefängnissen, wo ihre Gastgeber sie<br />

einquartiert hatten, ein Paradies war.

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