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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 370<br />

sich nun alle Kräfte der Natur in eine unglaubliche Explosion der Vegetation. Die<br />

Taiga ging unvermittelt von Knospen zu Blättern über. Der Wald, der unser Lager<br />

umgab, schloss sich Tag um Tag. Der nun aufgetaute Sumpf b<strong>ro</strong>delte vor Leben.<br />

Die Amphibien sorgten dafür, dass die Begleitmusik nie abriss, deren Register<br />

von der Klarinette der Frösche bis hin zum Fagott der Rohrdommeln reichte. Und<br />

nachts kamen die Eulenrufe und Käuzchenschreie hinzu. Jetzt hatten sich auch<br />

die Stechmücken entfesselt und zwangen uns – vor allem abends – unsere<br />

Häupter mit Hand- und Taschentüchern zu bedecken. Tagsüber jedoch steuerten<br />

verspätete Kranichscharen an einem hartblauen, undurchsichtigen Himmel von<br />

Südwest gen Nordost, und ihre tiefen Schreie sandten uns den nostalgischen<br />

Ruf unserer Heimatgefilde, die sie überflogen hatten, zu. War es denn eine<br />

Vorwegnahme desselben Weges, den wir nun in umgekehrter Richtung<br />

zurücklegen sollten? Wer weiß? Diese Sowjets sind ja zu allem fähig. Sogar,<br />

Wort zu halten.

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