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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 13<br />

Leidens ermöglichte, wieder heimatlichen Boden zu betreten, wenn auch mit<br />

dem elenden Status von Geächteten oder Verdächtigen.<br />

Diese Hungerstreiks wurden auch von anderen Nationen aus der<br />

Gefangenschaft übernommen, aber leider ohne Erfolg. Selbstverständlich galten<br />

wir auch diesbezüglich als die Anstifter und bekamen einen Aktenvermerk. Denn<br />

die Repressalien der sowjetischen Macht gegen unseren gesamten Widerstand<br />

sollten sich nicht bloß auf ihrem Territorium abspielen, sondern uns, Erinnyen<br />

gleich, auch zu Hause verfolgen, wo der NKVD seine Helfershelfer in allen<br />

Knotenpunkten unseres Repressionsapparats sitzen hatte.<br />

So kam es, dass viele der Streikenden von Oranki, kaum heimgekehrt (im<br />

Sommer 1948), in die Untersuchungsgefängnisse, Zuchthäuser und Lager des<br />

neuen Regimes gesteckt wurden. Ich vermag es nicht abzuschätzen, wie viele<br />

von ihnen Opfer der Rache des NKVD waren und wie viele in diese Situation<br />

durch absichtliche Aktionen geraten sind, vor allem auch, weil der Augenblick<br />

ihrer Repatriierung mit einem B<strong>ro</strong>delzustand im ganzen Land zusammenfiel,<br />

woraus sich allerlei subversive Bewegungen gegen die Macht herausbildeten<br />

und es einschließlich zu militärischen Aktionen in den Bergen kam. Kurz gesagt,<br />

es hatten Widerstandsformen Gestalt angenommen, denen gegenüber<br />

diejenigen, die aus den sowjetischen Höllenkammern mit all ihrer dort<br />

gesammelten Erfahrung heimkehrten, nicht passiv bleiben konnten, so<br />

entschlossen, wie sie waren, alles daran zu setzen, um das Überschwappen<br />

dieser Hölle auch in unsere Welt zu verhindern.<br />

Aber im Dezember 1950, als auch unsere Gruppe von Anstiftern und<br />

Reaktionären «repatriiert» wurde - ins Lager von Bragadiru 10 , wo uns jetzt unsere<br />

Wächter als Gefangene im eigenen Land mehr als ein halbes Jahr festhielten! -,<br />

waren die Karten schon ausgeteilt, und der kommunistischen Macht, fest im<br />

Sattel, den man dem rumänischen Volk aufgesetzt hatte, war es gelungen,<br />

bereits alle oder doch wenigstens die Mehrheit der Widerstandsbewegungen zu<br />

vernichten. T<strong>ro</strong>tzdem blieben am 17. Juli 1951, als das Lager für ehemalige<br />

Gefangene aufgelöst wurde – damals wurde auch ich freigelassen –, 22<br />

Kameraden aus unserer berühmten Gruppe ehemaliger Streikenden hinter dem<br />

Stacheldraht zurück, um dann, ohne jegliches Gerichtsurteil, an den Donau-<br />

Schwarzmeer-Kanal 11 geschickt zu werden, wo sie nochmals drei Jahre der<br />

Knechtschaft verbrachten – über die 9 hinaus, die jeder von ihnen bereits auf<br />

dem Buckel hatte. Sie wurden dann erst ein Jahr später, nachdem der g<strong>ro</strong>ße<br />

Höllenfürst Stalin explodierte und mit seiner Schwefelwolke den halben Planeten<br />

verdunkelte, freigelassen.<br />

Die sowjetische Verfolgung, die uns ehemaligen Gefangenen, die wir dem<br />

Widerstand in den Lagern angehört hatten, betraf, hörte aber hiermit nicht auf.<br />

1957, infolge der Ungarischen Revolution, der landwirtschaftlichen<br />

Zwangskollektivierung und 1958 infolge des Abzugs der sowjetischen<br />

10 Ortschaft (heute Kleinstadt) nahe Bukarest.<br />

11 Verbindet die Häfen Cernavod! und Konstanza. Sein Bau wurde 1950 begonnen, die Arbeiten wurden<br />

wiederholt abgeb<strong>ro</strong>chen und schließlich 1984 abgeschlossen. In den fünfziger Jahren und bis zur General-<br />

„Amnestie“ (lies: Begnadigung) von 1964 war diese Baustelle ein einziges g<strong>ro</strong>ßes (Straf)Arbeitslager,<br />

voller politischer Häftlinge. Mit den Worten Gheorghe Gheorghiu-Dejs (der Vorgänger Nicolae<br />

Ceau#escus an der Führung der RKP): „Die Grabstätte des rumänischen Bürgertums“!

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