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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 350<br />

„Oh! Der erste Mundvoll frische Luft nach zwei Monaten abgestandener<br />

und verrauchter Luft!”<br />

Es schneite still mit g<strong>ro</strong>ßen Flocken, die zu Ehren des heiligen Festes mit<br />

ihrem makellosen Weiß die alltägliche Hässlichkeit dieser irdischen<br />

Niederlassung der Hölle zudeckten. Die ungarischen und deutschen Brigaden,<br />

die t<strong>ro</strong>tz des Feiertages, der von der Verwaltung bewusst missachtet wurde, zur<br />

Arbeiten mussten, gingen langsamen Schrittes und schweigend Richtung Tor,<br />

auf die Gardesoldaten wartend, um einen gewöhnlichen Zwangsarbeitstag zu<br />

beginnen. Wir aber gingen selbstgefällig und stolz wie auf dem Korso spazieren<br />

und trugen ostentativ unsere Freiheit und unser Desinteresse allem gegenüber,<br />

was Lagerarbeit betraf, zur Schau. Ein paar Rumänen aus den benachbarten<br />

Baracken bekreuzigten sich, als sie uns sahen. Sie konnten ihren Augen nciht<br />

trauen, dass wir am Leben waren. Sie hatten von unserem Streik erfahren und<br />

dass wir uns von der Zwangsarbeit befreit hatten. Sie waren, genauso wie auch<br />

alle anderer Nationalität erstaunt, als wir ihnen das Vorgefallene erzählten und<br />

dass der Stellvertreter des Innenministers unsere Bedingungen schriftlich<br />

bewilligt hatte: „Die rumänischen Offiziere aus dem Gebäudeblock 2 werden von<br />

jetzt an nicht mehr arbeiten.” Der Beschluss war diskriminierend und arbiträr,<br />

denn er betraf nicht auch die anderen rumänischen Offiziere aus dem Lager,<br />

ganz zu schweigen von den Offizieren anderer Nationen, sondern bloß uns, die<br />

Streikteilnehmer. Dieses Privileg hatten wir uns jedoch alleine erkämpft – und mit<br />

welchem Preis! Wenn auch andere danach lechzten, sollten sie doch nur tun,<br />

was wir getan hatten. Den Weg hatten wir geöffnet. Bitte schön!

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