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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 159<br />

41. ZURÜCK NACH ORANKI<br />

Mitte Juli wurden wir zurück nach Oranki gebracht, und zwar nicht nur wir,<br />

sondern auch die Italiener. Da wir vorausahnten, was uns da, an diesem<br />

vermaledeiten Ort, wo die Mutter der Hölle herrschte, wo die Fäden aller<br />

Denunzierungen einander kreuzten, erwartete, nahmen wir gerührt Abschied von<br />

diesem kleinen Kloster und von der g<strong>ro</strong>ßzügigen und regenerativen Natur, die es<br />

umgab, denn hier begann, nach dem Trauma, das die Katast<strong>ro</strong>phe unseres Falls<br />

in die Gefangenschaft und die darauf folgenden Schicksalsschläge uns zugefügt<br />

hatten, unsere Erholung, die physische wie auch die seelische.<br />

Ich verabschiedete mich von der herrlichen Birke vor meinem Fenster wie<br />

von einer Freundin. Ihr Bild wird für mich stets mit der Erneuerung meines<br />

Innenlebens nach einem langen Geistesschlaf verbunden bleiben.<br />

In Oranki wurden wir in einem unlängst zu einem Schlafsaal umgebauten<br />

Stall untergebracht, im so genannten Konipark (Pferdestall). Diejenigen, die bei<br />

der Herrichtung gearbeitet hatten, erzählten uns, dass sie da eine dicke<br />

Dungschicht noch aus Zar Nikolais Zeiten vorgefunden hätten, und diese<br />

Ausmistung sei mühevoller gewesen als Herkules’ Reinigung des Augiasstalls.<br />

Als sie schließlich auf den Boden des Stalls stießen und beschlossen wurde,<br />

diesen zu ersetzen, staunten sie nicht wenig, als sie darunter eine zweite<br />

archäologische Dungschicht entdeckten, die genau so dick wie die erste war und<br />

wohl aus Zar Alexanders Zeit stammte. Die Jungs waren stumm vor Staunen ob<br />

der Spitzfindigkeit der Sowjets, die, anstatt den Stallmist zu entfernen, es<br />

vorzogen, ihn mit Bohlen zuzudecken.

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