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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 30<br />

Gesichter zweier deutscher Offiziere, davon einer mir aus der Garnison bekannt<br />

war. Es war ein mit meinem Hauptmann gut bekannter Verwaltungsoffizier, sie<br />

werden zusammen wohl viele Dienstp<strong>ro</strong>bleme erledigt haben.<br />

Der Hauptmann freute sich über die Begegnung und versicherte seinem<br />

Papierkramkollegen, dass sie sich auf dem richtigen Weg Richtung Donez<br />

befanden – denn deswegen hatte der Wagen angehalten: um die Fahrtrichtung<br />

zu überprüfen –, dann bat er diesen, ihn doch auch mit dem LKW mitzunehmen,<br />

vor allem wo er doch die Route gut kannte und ihnen behilflich sein konnte.<br />

Durch meine Deutschkenntnisse, über die ich noch verfügte,<br />

insbesondere aber durch die besorgten Gesichter der Deutschen verstand ich,<br />

dass die Lage alles andere als gut war. Die Spitzen der feindlichen<br />

Panzertruppen auf den Flanken waren – den Deutschen zufolge – äußerst weit<br />

vorgestoßen, was sie zu g<strong>ro</strong>ßer Eile antrieb, die Brücke über den Donez zu<br />

erreichen, bevor diese von den Sowjets besetzt wurde. Der deutsche Offizier<br />

stieg aus dem Wagen und befahl seinen Soldaten, unserem Hauptmann Platz zu<br />

machen. Dieser stieg vom Pferd, reichte die Zügel dem Soldaten «Halt-Pferd»,<br />

mir die Karte mit der Marsch<strong>ro</strong>ute, was gleichbedeutend war mit der Übergabe<br />

des Batteriekommandos an mich.<br />

«Ich fahre mit ihnen voraus, du weißt ja, damit ich die neue Stellung der<br />

Batterie festlege, … jene des "Anhaltens ohne Rückzugsgedanken#», stotterte er<br />

als Erklärung oder als Entschuldigung, während er sich anstrengte, auf den<br />

Laster zu kriechen. Unsere Soldaten blickten einander erstarrt an. Sie konnten<br />

es nicht fassen, dass der «Chef» sie mit soviel Gemütsruhe einfach verließ.<br />

Dann richteten sich all ihre Blicke auf mich. Der schwerfällige LKW fuhr ächzend<br />

los und ließ uns in einer schwarzen Rauchwolke zurück. In meinem Rücken<br />

hörte man die Soldaten murmeln: «Die machen erst zu Hause wieder Halt.»<br />

«Was ist das jetzt schon wieder?» überlegte laut Cre]u, ein T.R.-Kaporal 23 .<br />

«Anhalten ohne Rückzugsgedanken oder Rückzug ohne Anhaltegedanken?»<br />

Ich blickte zu dem stolzen Hengst des Hauptmanns, der gerade seinen<br />

Herrn verloren hatte, und rief Sergeant T.R. Radu Popescu zu mir, der frierend<br />

auf einem Munitionswagen saß. Er war Französischlehrer und ein ehemaliger<br />

Studienkollege. Ich vertraute ihm das Pferd an und gab ihm noch drei, vier Leute<br />

aus der Kommandogruppe, um die Nachhut zu bilden.<br />

«Sichere mit ihnen unseren Rücken, etwa 1 km hinter uns, und melde<br />

sofort, wenn feindliche Panzer auftauchen, damit wir Zeit haben, die Haubitzen in<br />

Schussstellung zu bringen!»<br />

Wir setzten daraufhin im Trab unseren Weg fort, bis es richtig dunkelte.<br />

Von vorne kam uns eine Kolonne Munitions- und P<strong>ro</strong>viantwagen entgegen, es<br />

stellte sich heraus, dass es unser Regimentszug war. Der Oberfeldwebel, der die<br />

Kolonne anführte, f<strong>ro</strong>h darüber, auf uns gestoßen zu sein, meldete mir, dass in<br />

der gegebenen Situation das Regimentskommando die Munitions- und<br />

P<strong>ro</strong>viantlager aufgelöst und befohlen hatte, sie auf die Batterien aufzuteilen, die<br />

Nahrungsmittel gar direkt an die Soldaten. Dann berichtete er mir noch, er sei vor<br />

etwa einer Stunde unserem Furtun\ begegnet, der mit seinen Mannen durch die<br />

23 T.R. ist die Abkürzung von „Termen Redus“ – Reduzierte Dienstzeit (die in der Regel Studenten<br />

zustand).

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