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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 168<br />

44. DAS GLEICHE AUCH IN SUSDAL<br />

Die ambulante Agitatorentruppe Ana Pauker&Company befand sich nicht<br />

zum ersten Mal auf Tournee. Wie wir später erfahren sollten, hatte sie auch in<br />

anderen Lagern Schläge hinnehmen müssen, wie etwa jenen, den ihr in Susdal<br />

Reserveunterleutnant Constantin (Puiu) Atanasiu, eine der bekannten Figuren<br />

unseres Widerstands (sowohl in der Gefangenschaft, als auch später dann im<br />

Gulag zu Hause, nach der Repatriierung) erteilte. Als Rechtsanwalt und dann<br />

Magistrat, als verwirrender Debattierer, der über eine überraschende Verve und<br />

Spontaneität und einen gewinnenden Elan verfügte, der einer stets ehrlichen<br />

Überzeugung entsprang, zugleich aber ruhig und maßvoll zu bleiben wusste,<br />

eignete sich P.A. am treffendsten für dieses Turnier, für welches unsere Ehre<br />

und Würde als Menschen und Offiziere die T<strong>ro</strong>phäe waren. Besser aber ich<br />

überlasse ihm das Wort:<br />

„Es musste jemand in unseren Reihen gefunden werden, der imstande<br />

war, auf das antifaschistische Ablenkungsmanöver entschieden zu reagieren.<br />

Allein, das Risiko einer solchen Aktion war sehr g<strong>ro</strong>ß, und keiner von denen,<br />

welchen eine solche Ehrenaufgabe zukam (höhere Offiziere, alte und kranke<br />

Gefangene), wagte es, sie auf sich zu nehmen. Als ich dies merkte, bot ich mich<br />

selber an, dem Ansturm des NKVD die Stirn zu bieten und im entsprechenden<br />

Moment das Wort zu ergreifen, wobei ich hierfür Oberst Cern\ianu, den<br />

ranghöchsten Offizier des Lagers, um Erlaubnis bat, welche dieser mir denn<br />

selbstverständlich auch erteilte. Die Sitzung von Susdal wurde vom<br />

Lagerkommandanten, Oberst Nowikow, höchstpersönlich geleitet; Oberst<br />

Samoilow war der Dolmetscher!, und die Obersten Cambrea, Teclu, Maltopol<br />

sowie Major Haupt ergänzten den <strong>ro</strong>ten Tisch. (Ana Pauker, die Chefin der<br />

Truppe, fehlte jedoch.) Nach ihren bewegenden Aufrufen, die Anträge an<br />

Väterchen Stalin zwecks Bewilligung der Division, die mit Beispielen der<br />

russisch-rumänischen Freundschaft herausgeputzt wurden (siehe Dimitrie<br />

Cantemir 81 ), bat auch ich ums Wort. Auf die Frage, warum die Rumänen in den<br />

Krieg eingetreten sind?, fragte ich meinerseits, welches die Ausrichtung denn der<br />

Verteidigungssysteme der bessarabischen Festungen ist, sind sie nicht etwa<br />

nach Osten hin ausgerichtet? Wen sollten diese denn schützen? Die Russen vor<br />

den Rumänen oder umgekehrt? Und sagt dieses denn nicht hinreichend darüber<br />

aus, dass Bessarabien rumänischer Boden ist und seine Verteidigung an sich<br />

legitime Selbstwehr darstellt? Was die Bildung von Militäreinheiten mit<br />

rumänischen Gefangenen auf dem Territorium eines Staates, mit dem wir Krieg<br />

81 D. C. (1673-1723) war Fürst der Moldau (1693, 1710-1711), Gelehrter, Enzyklopädist, Ethnograph,<br />

Geograph, Philosoph, Historiker, Linguist, Musikologe und rumänischer Schriftsteller. Angespielt wird hier<br />

auf die Tatsache, dass er eine russischfreundliche Außenpolitik verfolgte und nach der Niederlage gegen<br />

die Türken in der Schlacht bei St!nile#ti am Pruth nach Moskau ins Exil ging, wo er u.a. ein intimer Berater<br />

Zar Peters des G<strong>ro</strong>ßen wurde. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen u.a. „Die Beschreibung der Moldau”<br />

(Descriptio Moldaviae, geschrieben für die Berliner Akademie, deren Mitgleid er war!) und die<br />

„Geschichte der Entstehung und des Verfalls des Osmanischen Reiches“.

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