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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 272
ein sehr junger protestantischer Pastor, fast noch ein Kind, der sich auch mein
Kreuz auflud.
Wieder im Lager ging ich, nachdem ich mich etwas erholt hatte, zu ihm,
um ihm zu danken. Ich fand ihn mit dem Neuen Testament in der Hand. Er
antwortete mir scheu und linkisch, bat mich äußerst verlegen, ihn zu
entschuldigen, aber er habe das Buch nur für ganz wenig Zeit ausgeliehen
bekommen und müsse es lesen. Selbstverständlich verstand ich ihn und
respektierte seinen Wunsch, aber in jenem Moment offenbarte sich mir auch
jener „geheime Ort“, woher ihm die Kraft zuwuchs, mit der er sein Kreuz trug, ja,
dazu noch das eines anderen. Ich aber, völlig kraftlos, hatte seit langem schon
nicht einmal mehr mein Gebet gesprochen. So aber hatte ich mir selber die
Verbindung mit dem Unsichtbaren gekappt. Woher denn sollten da noch die
Kräfte kommen, die ich brauchte, um diese Versuchung des Teufels, die
Erschöpfung, zu besiegen?