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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 14<br />

Besatzungstruppen aus unserem Lande, startete die Securitate, unter Anleitung<br />

der sowjetischen Berater, an denen es niemals gefehlt hat, im ganzen Land eine<br />

Ter<strong>ro</strong>raktion g<strong>ro</strong>ßen Ausmaßes und von nie da gewesener Brutalität. Der<br />

berüchtigte Geheimdienst erfindet Komplotte, nimmt Verhaftungen vor, leitet<br />

Untersuchungen, in deren Verlauf er foltert und martert, und zum Schluss<br />

strengte er P<strong>ro</strong>zesse an. Der Fächer dieser Rechtsaktionen war sehr breit<br />

gespannt und umfasste das gesamte Land.<br />

In diesem gigantischen und irren Wirbel von P<strong>ro</strong>zessen wurde einer<br />

g<strong>ro</strong>ßen Ausmaßes auch uns, den Gefangenen aus dem Widerstand, inszeniert.<br />

Eigentlich handelte es sich nicht um einen einzigen P<strong>ro</strong>zess, sondern um eine<br />

Galaxie von P<strong>ro</strong>zessen, manche kleineren, andere größeren Umfangs, alle aber<br />

drehten sich um einen Hauptp<strong>ro</strong>zess, der als Zentralperson, um die sich<br />

(natürlich künstlich) die Fäden aller restlichen spannten, Constantin (Puiu)<br />

Atanasiu hatte. Er war einer der Stützen des Widerstands in den sowjetischen<br />

Lagern gewesen, zugleich aber auch eines der führenden Mitglieder der<br />

ehemaligen Eisernen Garde – was in der Regieauffassung der Securitate<br />

bedeutete, dass sie – die Securitate – der gesamten Inszenierung einen grünen<br />

Anstrich 12 zu geben verfolgte, um eben alle in diese P<strong>ro</strong>zesse Verwickelten grün<br />

aufschimmern zu lassen. Allein, die Tatsachen verhielten sich keineswegs so.<br />

Natürlich konnte man den Beitrag der Gefangenen, die Legionäre gewesen<br />

waren, zur Bildung des Widerstands in den Lagern sowie zur Organisierung der<br />

P<strong>ro</strong>test- und Hungerstreikaktionen, einschließlich der letzten und<br />

entscheidenden, im Februar 1948, nicht bestreiten. Aber von Amts wegen all<br />

jene, die an diesen Aktionen teilgenommen hatten, als Legionäre zu betrachten,<br />

war eine billige Masche der Securitate, um ihre Opfer ins grüne Licht des<br />

Extremismus zu rücken und sie somit automatisch außerhalb des Gesetzes zu<br />

stellen. Es wurden damals ich weiß nicht wie viele Verurteilungen zum Tode oder<br />

zu lebenslanger Zwangsarbeit ausgeteilt, ganz zu schweigen von den<br />

Verurteilungen zu 20, 15, 10 Jahren – letztere erschienen fast schon wie eine<br />

Lappalie. In dieser Galaxie geriet auch ich auf die Umlaufbahn eines P<strong>ro</strong>zesses,<br />

zusammen mit drei weiteren Komplizen, die ich allerdings gar nicht erst kannte,<br />

so wie auch sie einander nicht bekannt waren.<br />

Wessen wurden wir angeklagt? Eines antistaatlichen Komplotts,<br />

selbstverständlich. Aufgrund welcher Tatsachen? Aufgrund gelegentlicher<br />

Begegnungen, kleiner Partys unter Freunden, ehemaligen Gefangenen,<br />

manchmal auch mit unseren Familien. Und ich selbst hatte dazu in der<br />

Gefangenschaft drei Gedichte verfasst und im Gedächtnis von Freunden, die sie<br />

wert geschätzt hatten, „heimgebracht“. Sie waren in üppige Symbolistik<br />

gegossen, deren – zugegeben subversiver – Sinn von den stumpfsinnigen<br />

Untersuchungsrichtern nicht entziffert werden konnte, es sei denn, einer von uns<br />

hätte ihnen den Schlüssel dazu gegeben. Und dieser eine, zu unserer Ehre und<br />

zu meinem Glück, fand sich nicht. So kam es, dass, da ich dem vielfältigen Druck<br />

der Enquete widerstand und die Zeugen der «Anklage», t<strong>ro</strong>tz aller<br />

Einschüchterungen und gar der Folterungen, denen sie unterzogen wurden<br />

12 Die Legionäre, also die Mitglieder der Eisernen Garde, wurden auch die Grünhemden (C!m!#ile verzi)<br />

genannt.

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