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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 305<br />

ersch<strong>ro</strong>cken über diese Reaktion der Gefangenen – Saga Mars (Vorwärts<br />

marsch!) befahl.<br />

Kri-mi-nel-le! Bes-tien ihr! War die Antwort, und niemand rührte sich<br />

vom Platz.<br />

Außer sich vor Wut befahl die Bestie das Laden der MPs.<br />

„Du kannst uns alle erschießen“, rief ihm einer der Jungs auf Russisch zu,<br />

„wir gehen ohne ihn nicht weiter.“ Seine Absicht war klar. Sowie die Kolonne weg<br />

war, hätte er ihn erschossen und nachher erklärt, er habe flüchten wollen. Auf<br />

dem Gipfel der Wut befahl er ein Warnfeuer und die ganze Wachgarde entlud<br />

eine Schussgarbe in die Luft. Die Jungs warfen sich alle auf den Boden, und<br />

weder die Flüche, noch die Stiefel- oder Gewehrkolbenschläge und auch nicht<br />

die über ihren Häuptern abgefeuerten Schüsse brachten sie dazu, sich vom Platz<br />

zu rühren.<br />

Glücklicherweise alarmierten die wiederholten Schüsse den Gardekorps<br />

des Lagers, das ja nicht weit weg war. Im Laufschritt traf der Dienst habende<br />

Offizier, gefolgt von zwei, drei Tschassowojs, ein. Der Betreffende, ein Mann mit<br />

mehr Verstand, versuchte vergeblich, die Jungs zu veranlassen, aufzustehen<br />

und ihren Weg zur Arbeit fortzusetzen, und angesichts dessen, dass diese<br />

entschieden und einstimmig erklärten, sie würden den Ort nur mit dem<br />

Verwundeten verlassen, und zwar nicht zur Arbeit, sondern zum Lager, sah er<br />

sich letztlich gezwungen, den Marsch zurück na Lagher zu befehlen!<br />

Superber Solidaritätsbeweis unter dem Kreuzfeuer der MPs über ihren Häuptern.<br />

Eine Solidarität, welche unseren Kameraden rettete, indem sie ihn den<br />

mörderischen Krallen entriss. Die Jungs hoben ihn auf, verbanden ihn notdürftig<br />

mit ein paar Taschentüchern, und, gestützt von Nae Cojocaru und Nelu<br />

Teodorescu, gelangte Victor schließlich, wenn auch nicht bei Sinnen und nicht<br />

unversehrt, so wenigstens doch noch lebend zurück ins Lager. Das Auftauchen<br />

des blutenden Victors löste einen wahren Sturm der Empörung aus, und es<br />

fehlte nicht viel zu einem neuen Arbeits- oder gar Hungerstreik. Es obsiegte aber<br />

die Meinung, dass es nach einer so harten Erfahrung, wie jene, die wir gerade<br />

hinter uns hatten, weiser war, uns zu erholen, wieder zusammenzurücken und<br />

danach erst an eine neue Aktion zu denken, wofür uns die Sowjets alsbald<br />

wieder einen Grund bieten würden. Auf jeden Fall war es wichtig, dass der<br />

Augenblick einer neuen Aktion von uns bestimmt werden musste – in<br />

bestimmten, uns günstigen Umständen (Repatriierungen von Deutschen,<br />

Österreichern usw.) – und nicht von ihnen, durch irgendwelche ordinäre<br />

P<strong>ro</strong>vokationen.

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