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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 162
des Holzes, das Holznachlegen ins Feuer unter den Kesseln und die
Beschaffung des Pechs obliegt den Teufeln, denen einschließlich das Wenden
mit den Gabeln der Verdammten in den Kesseln zukommt. Ganz anders in der
sowjetischen Hölle: Hier leisten die Verurteilten Selbstversorgung. Sie müssen
sich selber Holz und Pech beschaffen, das Feuer besorgen, sie steigen alleine in
den Kessel, und so es nötig ist, dass sie mit der Gabel gewendet werden, so
finden sich desgleichen unter ihnen Aktivisten dafür. Den Teufeln (lies: den
NKVD-Leuten) obliegt bloß die Aufgabe der Überwachung. Die sowjetische Hölle
ist eine Hölle mit Selbstversorgung. Gleich dem Expressbuffet. Aber, Spaß
beiseite, diese schwere Zwangsarbeit, die oftmals von den Flüchen, den
Gewehrkolbenschlägen und mitunter von tödlichen Kugeln von den uns
bewachenden Gardesoldaten begleitet und von der Verwaltung schamlos als
Selbstversorgung präsentiert wurde, bewies unwiderlegbar den Sklavencharakter
des sowjetischen Gefangenen. Formal simulierte die Sowjetunion die Erfüllung
ihrer internationalen Verpflichtungen, uns als Gefangene zu behandeln. In
Wirklichkeit wurden wir gleich Sklaven behandelt und bis aufs Blut ausgebeutet,
wir entgingen keiner Demütigung und keinem moralischen Verfall, um uns nicht
unentwegt unseres tatsächlichen Sklavendaseins mitten im XX. Jahrhundert
bewusst zu werden.
Aber wie hätte man denn Ritterlichkeit und Ehrgefühl (in der Behandlung
des Gegners) erwarten können von einer Macht, die ihre Führungskader aus den
Reihen des scheußlichsten Abschaums der Gesellschaft rekrutiert und das
eigene Land in ein Land von Leibeigenen und Aufsehern verwandelt hatte?