radu m|rculescu - Memoria.ro

Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 213
Meister Mi[u Dobrescu interpretierte Don Juan mit wohlklingender
Baritonstimme, aber vor allem mit der Verve und Leidenschaft dessen, der ein
Verwöhnter der Bühne ist.
Leporelo interpretierte ich als komischer Bass, im Versuch, den
unvergleichlichen Folescu nachzuahmen, der, wie geschaffen für diese Rolle, die
Bühne des Lyrischen Theaters mit seiner großzügigen Persönlichkeit gefüllt
hatte.
Dona Elvira und Zerlinda wurden von Hauptmann Gutuleanu und Liiceanu
interpretiert, allerdings ohne zu singen. Die maskierten Personen und die
Bauern, welche einander zu den Themen des Menuetts Repliken lieferten,
wurden von den Chorsolisten gegeben, lauter sehr gute Stimmen, welche dieser
Passage eine äußerst geheimnisvolle Note verliehen.
Aus deutschen Uniformröcken aus dem Lagerbestand und aus einigen
Leintüchern, die mit aus dem Kabinett Doktor Iliescus gestohlenen Arzneimitteln
gefärbt worden waren, hatte Hauptmann Petre Dinescu mit Geschmack und
Phantasie Rokokokostüme geschneidert, und Niculae Gelep fertigte für
Dobrescu und für mich aus Watte aus dem Spital Louis XV.-Perücken an.
Desgleichen sorgte Gelep auch für unser Make-up und malte das Bühnenbild.
Die Regie kam, selbstverständlich, mir zu. Woher beschaffte ich denn die
Partituren?, mag sich der Leser fragen. Aus meinem musikalischen Gedächtnis.
Ich pfiff Lambie Bruchstücke aus der Opernmusik vor, und er hielt auf
Sackpapier, auf das er Notenlinien gezeichnet hatte, Note um Note fest. Dann
ging er zur Orchestrierung über. Und so kommt es, dass letztlich aus dem Nichts
heraus, zu dem etwas Begeisterung hinzugesellt, etwas geleistet wird.