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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 25<br />

waren, auf einen Laster voller betrunkener Russen zu stoßen, die sie dank dem<br />

dicken Nebel gar nicht erst bemerkten. Die Hauptkolonnen der Panzertruppen<br />

schienen, dem Motorengeräusch nach zu urteilen, die Flanken unserer<br />

Divisionen anzusteuern, um die Einkesselung abzuschließen – meinte Furtun\ –,<br />

und in unsere Richtung sollten wohl kleinere Formationen aufbrechen, um das<br />

Terrain zu säubern.<br />

Also denn, so wie uns dies auch das Rattern der Raupenketten bestätigte,<br />

das man sich durch den Nebel hindurch nähern hörte, die Begegnung mit dem<br />

Schicksal stand unausweichlich bevor. Und erneut hüllte uns jenes versteinerte<br />

Schweigen ein und aller Augen blickten dahin, woher der Feind auftauchen<br />

musste, nämlich zur Sohle unseres kleinen Tales hin, die sich in einem<br />

ungeschnittenen hohen und dichten Roggenfeld verlor.<br />

Schließlich nahm aus dem kalten Dunst die Silhouette eines T34-Panzers<br />

Form an.<br />

«Du schießt nur auf meinen Befehl!» sagte ich zum Soldaten, dem die<br />

Zündschnur in der Hand zitterte. Ich wartete darauf, dass er bis auf die Höhe<br />

einer kleinen Weide gelangte, um ihn mit höchster Präzision zu treffen.<br />

«Feuer!» schrie ich, und im selben Augenblick, als mein Schuss den<br />

Panzer voll traf und ihn in weißlichen Explosionsrauch hüllte, hörte ich in meinem<br />

Rücken einen schrecklichen Knall und einen Schmerzensschrei. Der Panzer<br />

hatte uns t<strong>ro</strong>tz unserer ausgezeichneten Tarnung entdeckt. Auch er hatte<br />

geschossen, aber ungenau. Ein Splitter jedoch hatte einen meiner Kanoniere<br />

get<strong>ro</strong>ffen. Aber der Panzerwagen? Was war ihm passiert? Gar nichts. Mein<br />

Schlag hatte ihn voll get<strong>ro</strong>ffen, ihn erschüttert, aber nicht durchgeschlagen. Die<br />

in der Stahlkabine eingeschlossene Besatzung jedoch hatte wohl einiges<br />

mitbekommen durch diese Explosion, die möglicherweise ihr Hirne erschüttert<br />

und ihre T<strong>ro</strong>mmelfelle platzen ließ. Obschon unbeschädigt, zog es der Panzer<br />

vor, statt auf uns zuzusteuern, kehrt zu machen: Und, t<strong>ro</strong>tz der folgenden<br />

Volltreffersalve der ganzen Batterie, blieb er weiterhin unbeschädigt und<br />

verschwand im Rauch der Explosionen, um sich im Nebel aufzulösen. Die Wette<br />

«P<strong>ro</strong>jektil gegen Panzerung» wurde von uns diesmal verloren.<br />

Ich sprang zu dem verletzten Kanonier, der sich am Rand des<br />

Unterstandes aufgesetzt hatte und mit erloschener Stimme wehklagte. Ich<br />

öffnete seinen Mantel. Der Splitter war nicht in seine Brust eingedrungen, denn<br />

er sprach und atmete normal. Wir verbanden ihn und schickten ihn zum<br />

Sanitätspunkt.<br />

Dann rief S=mbotin uns zwei Offiziere in den Bunker. Es stehe uns<br />

zweifellos ein Panzerangriff bevor. Mit unseren Haubitzen, man habe ihre<br />

Wirkungslosigkeit deutlich gesehen, sei nicht dagegenzuhalten. Wir hatten den<br />

Panzer voll get<strong>ro</strong>ffen, aber seine Panzerung nicht durchschlagen können.<br />

Andere, kaltblütigere Panzerfahrer konnten uns, t<strong>ro</strong>tz unseres Gegenfeuers,<br />

unter ihren Raupenketten zermalmen. Was war zu tun in dieser Situation?<br />

Unsere einzige Lösung blieb, mit unseren bereits bestehenden<br />

Jägertrupps anzugreifen, die geübt waren, Granatpakete unter die Raupenketten<br />

zu werfen. Es gab drei Jägertrupps. Jeder von uns hatte seine eigene<br />

Mannschaft. Mit Hilfe des Nebels und des hohen Roggenfeldes, durch das die<br />

Panzer fahren mussten, und mit etwas Glück sollte es möglich sein, uns

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