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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 200<br />

51. DER KAMPF MIT DEM „HÄSSLICHEN“ IN DER GEFANGENSCHAFT<br />

Das Grundübel des Lebens in der Gefangenschaft ist das „Hässliche“. Die<br />

anderen Plagen suchen einen nicht fortwährend heim und haben auch nicht die<br />

gleiche Intensität. Sogar der Hunger, die konstanteste davon, erreicht mit der<br />

Zeit ein Kompensationsniveau. Der Ter<strong>ro</strong>r, die Enge, die P<strong>ro</strong>miskuität, die<br />

Karzer, der F<strong>ro</strong>st usw. agieren nicht fortwährend. Bloß das „Hässliche“ begleitet<br />

uns konstant. Dieses Gefühl bedeutet dabei nicht nur die Widerspiegelung im<br />

Bewusstsein der umgebenden Scheußlichkeit, sondern auch eine Art Übel,<br />

welches ohne jegliche Grundlage von innen kommt. Es ist, als ob „die Leere und<br />

die Öde“ von vor der Erschaffung der Welt dein Inneres überwuchern und drauf<br />

und dran sind, dich zu verschlucken. Dies ist das „Hässliche“, welches im<br />

Rumänischen nicht bloß eine ästhetische Kategorie darstellt, sondern gleichzeitig<br />

auch eine ontologische, die existentielle Leere. Wie hätten wir uns denn gegen<br />

die innere Leere anders wehren können als durch die Berufung auf Den Der die<br />

absolute Fülle ist, Der alle und alles füllt, auf Gott? Aus dieser Angst vor der<br />

Leere, vor dem Hässlichen und dem Nichts ergab sich für einige von uns die das<br />

Bedürfnis, Ihn zu suchen, zu kontaktieren. Auf diese Weise fanden wir in unseren<br />

Seelen das „Gebet“, fanden es wieder, so wie es mit dem Blütenduft der Kindheit<br />

zu uns aufstieg.<br />

Allerdings ist dieser Dialog weder leicht zu beginnen, noch leicht<br />

aufrechtzuerhalten. Der Faden reißt beständig, muss stets neu geknüpft werden.<br />

Ich habe davon bereits gesp<strong>ro</strong>chen und werde noch darauf zurückkommen.<br />

Vorläufig möchte ich auch andere Wege der Flucht aus dem Hässlichen zeigen.<br />

Einer davon, den ich im Kontext der schrecklichen Reisen in den Viehwaggons<br />

der Todeszüge umfassend beschrieben habe, ist

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