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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 438<br />

121. Erneute Auseinandersetzungen zum Thema Arbeit<br />

Am Ende der Quarantäne teilte die deutsche Lagerführung einen Teil von<br />

uns einer Brigade zu, die im Wald Holz fällen sollte. Auf unsere Verweigerung hin<br />

wurden wir zum Tor bestellt, wo ein Haufen Äxte und Sägen lag. Unter den<br />

grimmigen Blicken zweier NKWD-Männer forderte uns der deutsche Brigadier,<br />

der uns befehligen sollte, auf, die Werkzeuge aufzuheben.<br />

Das Tor war weit offen und jenseits davon warteten die Tschassowojs mit<br />

den Automaten am Hals und ihren Schäferhunden, die uns ungeduldig anbellten.<br />

Das Szenario war das gleiche wie im Teufelsloch. Unsere schweigende<br />

Ablehnung brachte die beiden NKWD-ler auf die Palme. Einer von ihnen, der<br />

Rangniedrigere, erging sich in energischen und kurzen, militärischen Befehlen<br />

(auf Russisch), auf die hin er uns im Gleichschritt durchs Tor marschieren sah,<br />

wie ein paar im Befehlsmechanismus gefangene Automaten. Order, welche uns<br />

t<strong>ro</strong>tz ihrer Wiederholung mit zunehmend bis zur Heiserkeit erhobenen Stimme<br />

weder aus unserer Passivität rissen, noch das Lächeln auf unseren Gesichtern<br />

abwürgte, mit dem wir diese unnützen und lächerlichen Anstrengungen<br />

quittierten. Nachdem der Betreffende letztlich heiser und von seinem Misserfolg<br />

deprimiert sein Befehlsspiel aufgab, trat der zweite, ein Hauptmann, in Aktion.<br />

Dieser fragte Cotea (von dem er wusste, dass er ein Periwotschik war) in<br />

gesucht gut meinendem Tonfall, warum die rumänischen „Herren“ Offiziere es<br />

denn ablehnten, die Befehle auszuführen.<br />

„Weil sie im Widerspruch mit den internationalen Reglementierungen zum<br />

Gefangenenregime sind, die auch die Sowjetunion unterzeichnet hat und die<br />

vorsehen, dass Offiziere nicht zu arbeiten verpflichtet sind und nicht dazu<br />

gezwungen werden können“, antwortete ihm p<strong>ro</strong>mpt Cotea, der dann noch<br />

hinzufügte, dass dieser Status für uns, die rumänischen Offiziere im Speziellen,<br />

anerkannt worden war, dies sogar schriftlich, von einem stellvertretenden<br />

Innenminister, wenn auch mit dem Preis eines Hungerstreiks, aber, betonte er<br />

ernst und deutlich, wir seien jederzeit bereit, diesen Preis erneut zu zahlen, um<br />

die Respektierung dieses Rechts zu erzielen. Der Hauptmann hörte die kaum<br />

verhohlene Warnung heraus und da er unsere Akten kannte und wusste, was wir<br />

imstande waren, hielt er den Rückzug für ratsamer, nicht aber ohne uns vorher<br />

mit einer Reihe von rhetorischen Rauchgranaten zum Thema „Arbeit“ zu<br />

bedienen, die ja eine „Ehre“ und keine „Pflicht“ sei, und uns aufzufordern, diese<br />

Ehre doch anzunehmen , indem wir freiwillig zur Arbeit gingen. (Interessante<br />

Haltung! Der Kerl wollte nichts anderes, als uns „zwingen“, „freiwillig“ und „von<br />

niemandem gezwungen“ zu arbeiten.)<br />

Als er merkte, dass seine Dialektik, statt uns zu überzeugen, uns bloß<br />

i<strong>ro</strong>nisch lächeln machte, erteilte der Hauptmann nach einer kurzen und<br />

heimlichen Beratung mit seinem Untergebenen mit martialischer Stimme den<br />

einzigen vernünftigen Befehl an jenem Tag: „Nasat na Korpus! (Zurück in die<br />

Baracke!)“

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