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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 354<br />

Abschieds und an die zwei Bolschewiken zu erinnern. Und als er in<br />

Gefangenschaft geriet, fand man unter den Papieren, die man ihm wegnahm,<br />

auch diesen unglücklichen Brief. Den Rest kennt man. Schwer war es, bis der<br />

Untersucher davon überzeugt war, dass alles nichts als ein im Trunk gemachter<br />

Spaß war. Nachdem sie ihn fotografierten und sein Foto seiner gefangenen<br />

Division hinterherschickten, hielten sie ihn Monate lang in den Zellen im<br />

Untergeschoß, bis das Ergebnis aus dem Felde kam. Da aber keiner von den<br />

Befragten sich erinnern konnten, der Fresse des Verbrechers vom Foto<br />

begegnet zu sein, schloss man schließlich seine Akte und schickte ihn<br />

kurzerhand ins „Teufelsloch“. Aber während der Wartemonate kamen allerhand<br />

Fälle durch seine Zelle, die mir R\doi, sich vorsichtig umschauend und während<br />

er an einer Kirschholzpfeife, sein Hobby, werkelte, der Reihe nach schilderte.<br />

Von diesen habe ich folgenden im Sinn behalten: Der Fall war ein armer Soldat,<br />

aus einem Altenkontingent, der am Meer in Bessarabien mit einem<br />

Wachbataillon in Gefangenschaft geraten war, das nur aus älteren Männern wie<br />

er bestand. Allein, die Vokabel Wache heißt auf Russisch Ochrana, ein Wort,<br />

das vor der Revolution eine negative Konnotation besaß, war doch der Name der<br />

gefürchteten zaristischen Polizei Ochrana. Der Furier, der die persönlichen<br />

Daten der Gefangenen aufnahm, war nahe daran, in Ohnmacht zu fallen,<br />

angesichts der Möglichkeit, einen Agenten der zaristischen Polizei, getarnt als<br />

der Opa vor ihm, erwischt zu haben. Es gab Verhöre und Nachforschungen noch<br />

und noch, sogar in den Geheimakten des Ochrana-Archivs, bis man letztlich<br />

draufkam, das alles auf einer bloßen Wortähnlichkeit fußte! Der arme Mann aber<br />

verbrachte lange Monate in der Lubjanka, bis Licht in die Sache kam.

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