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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 506
einer Stimme Zeugnis abzulegen“ 188 über den unerschütterlichen Glauben an die
Werte unserer christlichen Welt, die von den Mächten der Dunkelheit erbittert
angegriffen wurden, Werte, ohne die das Leben keinen Sinn mehr gehabt hätte.
„Lieben wir einander“, dies war die evangelische Aufforderung, die in
unserer kleinen Gemeinschaft Wurzel geschlagen hatte. Zwischen uns hatte jene
Liebe Fuß gefasst, die es wohl in den Gemeinden der ersten Christen gegeben
haben mag. Auf diesem seelischen Hintergrund fühlten wir uns allesamt gleich
Angehörige ein und derselben Familie. Ich habe mich in keiner anderen
Gesellschaft (trotz des uns umgebenden Elends) so gut gefühlt, so geborgen, so
nützlich, so geachtet, den mich Umgebenden so seelisch nahe, so sehr eins mit
mir selber, der Wahrheit so nahe, als inmitten dieser Gruppe von Verbannten.
Was in mir die Gewissheit festigte, dass es das Paradies tatsächlich gegeben
haben muss, solange Licht- und Wärmereste daraus auch in unserer
heruntergekommen Welt noch zu finden waren, nämlich dort, wo es der Liebe
gelingt, Fuß zu fassen.
Und da war noch was. Bis jetzt hatten wir uns gegen „ihre“ Aggression
durch unsere Solidarität geschützt. Rücken an Rücken hatten wir uns gleich
Stieren mit unseren Hörnern gegen die Wölfe gewehrt, die uns umschlichen, um
uns zu beißen. Jetzt sollte diese Gruppe sich notwendigerweise auflösen, und
ein jeder hatte sich mit den Hörnern gegen die eigenen Wölfe zu wehren – ohne
Rückendeckung.
188 Orthodoxe liturgische Formel. Entsprechung im Dt.??