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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 279<br />

Dazu aber gab es eine Beeinflussung meiner kritischen Art, das eigene<br />

Volk und meine Landleute zu betrachten. Allzu oft klappten rings um mich<br />

Menschen mit gewissen moralischen Ansprüchen, ganz zu schweigen von der<br />

sozialen Wohlsituiertheit, kläglich zusammen, sanken bis auf die untersten<br />

Stufen hinab und führten dazu, dass mein Vertrauen in das eigene Volk ins<br />

Wanken kam. Manchmal sogar bewogen mich Kummer und Ekel dazu, zu<br />

sagen, dass ich mich schäme, ein Rumäne zu sein.<br />

Nun gut, nach diesem Ereignis war ich nie mehr imstande, diese<br />

Blasphemie zu wiederholen. Und egal wie vieler Niederträchtigkeiten seitens<br />

mancher meiner „Landsleute“ ich Zeuge wurde, sowohl in der Gefangenschaft,<br />

als auch im Gulag in der Heimat (der noch schrecklicher war), in dem<br />

Augenblick, da ich drauf und dran war, den Tadel auszusprechen, erschien mir<br />

Ciutea, so wie andere auch, die durch ihr Leiden die Stufen der Heiligkeit berührt<br />

hatten, und ich sagte mir: „Auch sie sind Rumänen. Du wirst dich wohl nicht dafür<br />

schämen, demselben Volk anzugehören wie sie.“ Kurz: Ciutea gehörte zu jenen<br />

– sowohl von heute, als auch von gestern, die meinem Stolz, ein Rumäne zu<br />

sein, Berechtigung verliehen.<br />

Am Morgen des nächsten Tages wurde Ciutea samt Gepäck noch vor<br />

dem Morgensignal heimlich aus dem Lager geführt. Mehr als ein halbes Jahr<br />

lang hörten wir nichts mehr von ihm, bis ein Deutschentransport in Oranki<br />

ankam, die, als sie sahen, dass wir rumänische Offiziere waren, uns einen Zettel<br />

gaben, den Ciutea selber geschrieben hatte, in dem er festhielt, dass er im<br />

Lager… (sein Name ist mir entfallen) sei, zusammen mit Doktor Tanasiu, dass er<br />

in Ordnung sei und nicht arbeite.

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