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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 408 einen konkreten Beweis dafür aufnehmen, dass die Sowjets zur Vernunft gebracht werden konnten, wenn sich ihnen totale Solidarität und aufopfernde Hartnäckigkeit entgegenstellte. Somit war der Streik von Morschansk innerhalb der „Bilanz einer Niederlage” trotz unserer Fehler im Labyrinth des Morschansker Gefängnisses, dank des ungebrochenen Widerstandes der 16 und durch die Hoffnungsbotschaft, die sie den Kameraden in Oranki brachten, letztlich ein Sieg.
Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 409 109. Die Nacht der Schakale Nach dem Streikende nahm unser Lagerleben seinen normalen Gang wieder auf (falls denn etwas als „normal” bezeichnet werden kann, was mit der Existenz in einem KZ-Regime zu tun hat). In unserer neuen Baracke erwartete uns vom ersten Augenblick an eine unangenehme Überraschung. Nachdem wir weggebracht und rapide auch die anderen, nichtstreikenden Kameraden evakuiert worden waren, blieben in der alten Baracke nur noch unsere Habseligkeiten (man hatte uns ja gesagt, nur das Notwendigste mitzunehmen) zurück. Nachts drang eine Bande von Polen in die unbewachte Baracke und stahl uns das Wenige weg, das uns nach so vielen Durchsuchungen und Transporten noch übrig geblieben war. Mir etwa fehlte nichts, denn ich besaß nichts über das strikt Notwendige hinaus. Dies verhinderte aber nicht mein Gefühl der Bitterkeit angesichts des Abstumpfungsgrades der Täter, die ja Gefangene wie auch wir waren und in unserem Wechsel in die Keller des NKWD nichts als eine Raubgelegenheit gesehen hatten, ohne sich auch nur einen Augenblick zu fragen, ob denn unsere Sache, für die wir einen verzweifelten Hungerstreik auf uns nahmen, also die Repatriierung, nicht etwa auch ihre ist. Allerdings konnten wir einmal mehr sehen, dass auf jedem Schlachtfeld nach der Schlacht zwischen den Toten und Verwundeten auch die Schakale auftauchen müssen, diese „Taverniers“ 172 , die im Schutze der Nacht sowohl die Lebenden, als auch die Toten ausrauben. Wir resignierten. Wer waren diese Polen, die uns beraubt hatten? Nach einiger Zeit, in der wir immer wieder Kontakt zu den euro-asiatischen Ethnien des Lagers hatten, kamen wir auch mit der Gruppe der Polen in Berührung. Die sich eigentlich in zwei gut getrennte Kategorien aufteilte. Die erste bestand aus Militärs, Unteroffiziere und Soldaten, Überreste der nationalen Armee, jene, die aus den Nazilagern oder aus dem sowjetischen Katyn entkommen waren und mitsamt ihren Waffen flüchten konnten. Sie hatten bewaffneten Widerstand geleistet, erst gegen die deutschen Besatzer, dann auch gegen die sowjetischen, nachdem diese nach und nach ihr wahres Gesicht zeigten. Diese Polen, von denen ich einige kennen lernte, waren fast durchwegs Männer von Format, erfahrene Kämpfer, mit Ehrgefühl und aller Achtung würdig. Die zweite Kategorie bestand aus pro-sowjetischen Partisanen, die über das NKWD-Netz rekrutiert, kontrolliert und logistisch unterstützt worden waren, aber erst, nachdem die Offensive der Roten Armee auch das polnische Territorium erreicht hatte, Aktionen gegen die Deutschen starteten. Was aber mag die Sowjets bewogen haben, auch die Polen, die an ihrer Seite gekämpft hatten, an der Seite der Polen, die gegen sie gekämpft hatten, einzusperren? Aber wenn man derartige Fragen stellt, dann müsste man damit beginnen, sich zu fragen, warum sie die spanischen Kämpfer aus dem bekannten 172 In Anlehnung an die Person Tavernier aus Victor Hugos Roman Die Elenden.
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RADU M|RCULESCU LEID UND ERLEUCHTUN
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Inhalt Die rückerstattet Vergangen
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109. Die Nacht der Schakale 409 110
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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtu
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