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radu m|rculescu - Memoria.ro

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Radu M!rculescu: Leid und Erleuchtung in der sowjetischen Gefangenschaft 240<br />

59. DER REVISOR<br />

„He, Radu“, sagte Petric\ Ilie mit jener ihm eigenen paradoxen Verve zu<br />

mir, als er hörte, was im Klub geschehen war, „es war irgendwie sympathischer,<br />

verboten und Opfer zu sein, als ein nunmehr «Rehabilitierter». Na, dies Mädchen<br />

hat jedenfalls g<strong>ro</strong>ßen Mut bewiesen. Hoffentlich passiert ihr nichts!” Nun, dem<br />

„Mädchen” passierte zum Glück nichts. Meine von ihr betriebene<br />

„Rehabilitierung” hingegen sollte alsbald ihren Niederschlag in der<br />

chameleonischen Haltungsänderung jenes Publikums finden, welches ob der<br />

Vermasselung unserer „Repatriierung” durch meinen Basar frustriert gewesen<br />

war. Wo man mir gestern noch den Rücken zukehrte, lächelte man mir nun<br />

wieder zu. Ich war kein Aussätziger mehr.<br />

Der erste, der dieses Salto vollbrachte, war selbstverständlich P\s\ric\.<br />

Als sei überhaupt nichts geschehen, erwartete er mich auf seinen Stock gestützt<br />

wie auch letztes Mal am Ende der Allee.<br />

„Also denn, Meister!”, krächzte er fröhlich. (Nun erinnerte er mich nicht<br />

mehr durch sein distantes „Herr Leutnant”an den Rangunterschied zwischen<br />

uns.) „Wie ich höre, bereitest du uns eine Überraschung vor: den Revisor!”<br />

„Nur wenn mich jene, die meinetwegen den Repatriierungszug verpasst<br />

haben, nicht wieder lynchen, Herr Oberst.”<br />

Und ich machte mich an die Arbeit. Die Übersetzung aus dem Russischen<br />

besorgte ein Bessarabier aus der Aktivistengruppe, der zwar sehr gut Russisch<br />

konnte, aber die rumänische Hochsprache weniger gut beherrschte. Weshalb ich<br />

denn das Stück im Geiste unsere Sprache überarbeiten musste, eine Arbeit, die<br />

später zu Hause etwas Übliches werden sollte und „Stilisierung” genannt wurde.<br />

Was die Darsteller betrifft, ich musste sie aus den Brigaden, in denen sie<br />

nach dem Auseinanderfallen der Truppe Unterschlupf gefunden hatten,<br />

zusammenrufen. Da es im Stück zwei weibliche Rollen gibt (Mutter und Tochter),<br />

bot ich diese wieder Gutuleanu und Sandu Cump\t\ an, und diese akzeptierten<br />

begeistert. Chlestakow übernahm Nelu Boian, ein Student vom Konservatorium,<br />

der mein Regimentskollege und Freund war. Ossip den Diener spielte mit<br />

verzuckertem Witz Hauptmann (Endrang) Vasilescu, Onkel Romeo, wie wir ihn<br />

nannten. Ionic\ H=ngule[teanu gab einen hervorragenden Bobtschinsky, aber<br />

die Überraschung des Schauspiels stellte Iliescu dar, der Sanitäter und witzige<br />

Erzähler schlüpfriger Ereignisse, der seinem Dobtschinski etwas von seiner<br />

eigenen Komik verlieh.<br />

Kurz gesagt, die Premiere fand Mitte Juli statt und verzeichnete einen<br />

veritablen Erfolg. Das Publikum schaute interessiert zu und unterstrich mit Beifall<br />

auf offener Bühne die Erlebnisse eines Abenteurers: Zufällig in eine Kleinstadt<br />

geraten, wo man ihn mit einem „Revisor“ verwechselt, wird dieser – ohne sein<br />

Zutun – von verschiedenen Bittstellern mit Geld und Geschenken überhäuft, um<br />

sich dann letztlich aus dem Staub zu machen und die Opfer lackiert<br />

zurückzulassen.

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