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ennen. Nur zuweilen erschien zwischen den Rauchwolken auf<br />

Augenblicke die Spitze des Kirchturms. Nun kamen die Tataren<br />

einzeln oder in kleinen Trupps, die Pferde bepackt mit geraubten<br />

Sachen, zu ihren Gefangenen gesprengt.<br />

Dann sammelten sich die Tataren und ritten um das Schloss. Da<br />

sie es aber überall von Wasser und starken Mauern umgeben<br />

fanden, so machten sie zwar drohende Bewegungen, schrien auch<br />

tüchtig, begnügten sich aber damit, einen Hagel von Pfeilen<br />

abzuschießen. Einzelne schossen auch aus Feuerröhren, auch<br />

wurden brennende Pfeile aufs Dach geschossen. Das alles tat aber<br />

keinen Schaden und die Tataren ritten ab. Die alte Haushälterin<br />

des Herrn Amtshauptmanns brachte uns etwas zu essen, doch<br />

keinem schmeckte etwas. Nur Georg sprach tapfer zu.<br />

Inzwischen war es dunkel geworden,<br />

doch der helle Feuerschein<br />

der brennenden Stadt machte die Stube heller <strong>als</strong> am Tage die<br />

Sonne. Ach, das war ein schrecklicher Abend und eine schreckliche<br />

Nacht. Die Großmutter lag stöhnend auf ihrem Bett. Die Kinder<br />

weinten. Die Mutter und ich versuchten den Kranken zu helfen und<br />

euch zu beruhigen. Draußen strömte der Regen. Kein Schlaf kam<br />

in unsere Augen.<br />

Die Stube war voller Menschen, jeder schwer von dem Unglück<br />

getroffen. Die Frauen jammerten und weinten, die Männer waren<br />

in stummer Verzweiflung.<br />

Als der Tag zu grauen begann, stiegen einige der Männer auf<br />

den Turm des Schlosses und sahen durch die Luke am Seiger.<br />

Nach einiger Zeit kamen sie mit der Nachricht, dass die armen<br />

gefangenen Menschen mit Sonnenaufgang fortgetrieben wären,<br />

nachdem sie die Oktobernacht elend bekleidet<br />

im Freien hatten<br />

zubringen müssen, und dass die Tataren sich zum Aufbruch<br />

rüsteten. Bald darauf kam die Nachricht, die Tataren zögen nach<br />

Norden, und die letzten Reiter wären eben in den Bäumen des<br />

Stadtwaldes verschwunden.<br />

Ich verließ mit einigen Männern das Schloss. Die Luft roch<br />

brandig, dicke Rauchwolken stiegen aus den Brandstätten auf.<br />

Über Schutt und Trümmer bahnten wir uns einen Weg. Kirche,<br />

Pfarrhaus, Schule und mehrere Häuser waren vom Feuer<br />

verschont geblieben. Gott der Herr hatte durch den Regen das<br />

Feuer gedämpft. Einige elende Menschen, denen es gelungen war,<br />

den Feinden in Gärten oder Feldern zu entwischen, umstanden die<br />

rauchenden Trümmer ihrer Wohnungen. Unser Haus stand noch,<br />

war aber vollständig ausgeplündert und verwüstet. Kein Fenster<br />

war ganz gel assen, kein Wirtschaftsstück<br />

auf seiner Stelle. Alles<br />

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