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Schwindovius zögerte etwas, versprach es aber doch endlich<br />

dem Erzpriester in die Hand und ging gesenkten Hauptes heim, wo<br />

er sich in seiner Stube einschloss. Gegen Abend rief der Diakonus<br />

durch die Tür der Hinterstube, wo die Muhme und seine Töchter<br />

spannen: „Esther, komme einmal hinein“. Esther folgte dem Vater,<br />

der vollständig zu einem Ausgang gerüstet vor ihr stand, in seine<br />

Stube, wo sie am Fenster schweigend stehen blieb, während<br />

Schwindovius einige Gänge durch das Zimmer machte, plötzlich<br />

blieb er vor ihr stehen und rief: „Esther, wir müssen Mittwoch über<br />

acht Tage nach <strong>Angerburg</strong> fahren!“ Esther fuhr auf, ein freudiger<br />

Schrecken ging durch ihre Glieder, Schwindovius bemerkte es. „Du<br />

darfst Dich nicht weiter darüber freuen, mit dem Thomas ist’s<br />

nicht. Ich werde dafür zu sorgen wissen, dass Du dort mit ihm<br />

kein Wort sprichst“.<br />

„Ich weiß wohl, mein Vater“, sagte<br />

Esther mit verhaltenen<br />

Tränen. „dass Ihr den Thomas ungehört verdammt, weil Ihr seinen<br />

Brief anzunehmen und zu lesen Euch geweigert habt“.<br />

„Was hast Du mir aufzulauern?“ fuhr der Alte heftig auf.<br />

„Aber Vater“, sagte Esther gekränkt, „ich war ja am Freitag vor<br />

14 Tagen gar nicht zu Hause, ich war ja dam<strong>als</strong> in Ostrokollen“.<br />

„Das ist wahr“, sagte der Diakonus nach einigem Besinnen,<br />

„doch das ändert nichts. Fahren müssen wir nach <strong>Angerburg</strong>. Ich<br />

habe hier einen Brief an die Oberratsstube geschrieben. So schwer<br />

ist mir noch keiner in meinem langen Leben zu schreiben<br />

gewesen. Der muss morgen abgehen, auch ein Brief an meinen<br />

alten Freund, den Pfarrer Helwing in <strong>Angerburg</strong>. Hab’ ihn gebeten,<br />

dass er uns beide einige Tage beherbergt. Jetzt muss ich noch<br />

einen sauren Gang auf’s Schloss machen. Nun besorge Dir alles,<br />

was zur Reise nötig ist. Jetzt kannst Du gehen“. Schwindovius<br />

steckte die Briefe ein und verließ das Haus. Esther blieb in des<br />

Vaters Stube zurück, setzte sich in den<br />

Armstuhl, legte die Hände<br />

vor das Gesicht und weinte bitterlich.<br />

Mittwoch, den 4. Februar fuhr Joseph des Morgens um 5 mit<br />

dem Schlitten vor die Haustür des<br />

Kaplanhauses in Lyck. Zu<br />

seinem Ärger hatte er die stattliche Polenmütze und den Leibgurt<br />

nicht anlegen dürfen. In der Hinterstube war nach der<br />

Morgenandacht Marie beschäftigt, die Wegekost-Lischke zu füllen.<br />

Der Diakonus und Esther nahmen ihre Pelze. Die alte Muhme band<br />

Esther ein Stirntuch um, da das Kind doch nicht ohne Stirntuch in<br />

der Winterszeit fahren könne. Der kleine Bernhard wollte überall<br />

helfen. Endlich war man bereit.<br />

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