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kleinen Schlitten spannen und mit ihm ausfahren, um ihm<br />

Bewegung zu geben.<br />

Natürlich fuhr er täglich zu seinen Landsleuten, so lange sie<br />

noch in Moskau waren, begleitete sie auch auf ihren Ausfahrten.<br />

Er nahm auch den einen oder anderen Diener in seinen Schlitten<br />

und lernte dabei Moskau kennen. Sonntags fuhr er mit einigen<br />

Herren der Gesandtschaft zusammen nach der deutschen<br />

Sloboda 371 , 5 Werst 372 vom Schloss in Moskau, wo zwei lutherische<br />

und eine reformierte Kirche der Holländer sind. Dort, wo viele<br />

Deutsche wohnen, steht auch eine deutsche Papiermühle und<br />

Pulverfabrik“.<br />

„Das ist für mich ja ganz etwas neues“, sagte der Diakon Nebe,<br />

„dass tief in Russland sich 2 lutherische Kirchen befinden. Könnt<br />

Ihr mir, Herr, nicht etwas Näheres davon mitteilen?“<br />

„Darüber kann ich Euch, Herr Kaplan, nicht viel berichten“,<br />

sagte Jegodzienski. „Der Diener war einmal bei großer Kälte mit<br />

meinem Bruder hingefahren. Die lutherische Kirche ist ganz aus<br />

Holz und hat innen einen sehr großen runden Kachelofen gehabt,<br />

der wie ein Turm oben schmäler wird.<br />

Acht Tage vor Weihnachten hat sich der Herr Abgesandte mit<br />

seiner Begleitung wieder auf den Heimweg gemacht. Er ist mit 20<br />

Schlitten bis etwa ½ Stunde vor Moskau gefahren. Mein Bruder<br />

Stephan ist natürlich mit gewesen. Den hat der Herr Abgesandte<br />

dann beim Abschied noch beschenkt und ihn dem Dolmetscher<br />

Schwert noch besonders empfohlen. Von dem Kutscher und den<br />

Dienern hat Stephan sehr traurigen Abschied genommen und ist<br />

mit dem Herrn Schwert zusammen in einem Schlitten<br />

zurückgefahren.<br />

Das alles hat mir der Herr Kutscher erzählt.<br />

Seitdem wissen wir<br />

nichts von Stephan,<br />

was besonders meiner betagten Mutter sehr<br />

schmerzlich ist. Wer aber soll uns Nachricht von ihm geben?“<br />

„Vor 1 ½ Jahren“, sagte Thomas, „traf ich in Danzig auf dem<br />

Domnicks Markt mit mehreren russischen Kaufleuten zusammen,<br />

welche alle Jahre dorthin aus Moskau kommen, um<br />

371 Die Nemezkaja sloboda („Deutsche Vorstadt“), auch genannt Sloboda Kukui, war ein<br />

Ausländerquartier im Nordosten von Moskau und gehört heute zum Stadtteil Lefortowo.<br />

Ausländer galten dam<strong>als</strong> <strong>als</strong> Nicht-Rechtgläubige, mit denen gläubige Orthodoxe nur unter<br />

strengen Sicherheitsmaßnahmen Kontakt haben durften. Der Begriff leitet sich von Nemzy ab<br />

(russisch немцы, die Deutschen; etymologisch verwandt mit die Stummen, russisch немые: so<br />

wurden alle Ausländer bezeichnet, die das Russische nicht beherrschen, <strong>als</strong>o quasi „stumm“<br />

waren).<br />

372 Längenmaß im zaristischen Russland. Eine Werst entsprach 1.066,8 Metern.<br />

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