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gekommen, fiel die Mutter aufs Lager und konnte nicht mehr<br />

aufstehen. Ein traurigeres Weihnachtsfest habe ich nie begangen.<br />

Nach dem neuen Jahre wurde die Mutter allmählich besser, nur<br />

war sie sehr hinfällig und kraftlos. Wie hofften wir auf das<br />

Frühjahr, wenn wir wieder würden Brot für uns und unsere Kinder<br />

haben! So kam die Fastenzeit. Die Tataren hatten unsere Betten<br />

geraubt, zerschnitten und die Federn ausgestreut. So mussten wir<br />

denn in unseren Kleidern schlafen und uns zu bedecken suchen, so<br />

gut es ging. Du warst <strong>als</strong> Säugling sehr unruhig. Ich hatte dich aus<br />

dem Bette der kranken Mutter genommen und dich eben still<br />

gemacht, es mochte etwa 3 Uhr morgens sein, da hörte ich in der<br />

Stille der Nacht auf dem hartgefrorenen Boden fernes<br />

Pferdegetrappel. Ich weckte die Mutter. Wir hörten, wie es sich<br />

schnell näherte. Ich riss schnell die Decken aus dem verstopften<br />

Fenster, da hörten wir das Angstgekreisch fliehender Menschen.<br />

Augenblicklich raffte ich die schlafenden Kinder auf, samt ihrer<br />

Decken. Ich fasste die schwache Mutter am Arm und wir eilen zur<br />

Haustüre hinaus. Atemlos erreichten<br />

wir das schmale Gässchen an<br />

der Schule. Da kam uns am Ende derselben schon ein Trupp der<br />

Tataren entgegen. Schnell riss ich die Mutter zurück und wir<br />

flüchteten mit Euch durch die offen stehende Tür des Kirchturms<br />

in die Kirche. Hier fanden wir den alten Pfarrer Magister Uriel<br />

Bertram und den Diakon Nebe mit ihren Familien nebst einigen<br />

anderen Flüchtlingen. Wir Männer verschlossen die Turmtür von<br />

innen und hörten gleich darauf die Tataren mit Geschrei in<br />

rasendem Galopp vorbeijagen. Wir gingen in die Kirche, wo ich<br />

mein armes Weib in einen Beichtstuhl trug, während die anderen<br />

Männer die Verbindungstür zwischen Turm und Kirche<br />

verschlossen. Die Frauen knieten um den Altar. Wir hörten mit<br />

Grausen und Entsetzen das Jammern und Hilfsgeschrei der armen,<br />

im Schlaf überfallenen Menschen. Dazwischen das Geschrei, Toben<br />

und Fluchen der grausamen Feinde.<br />

Plötzlich erhellten sich die Fenster der dunkeln Kirche und<br />

warfen rote Spitzbogen auf die Decke und die Mauern der Kirche.<br />

Ach, es waren unsere Häuser und unsere letzte Habe. Es war die<br />

Todesfackel der armen Stadt, welche die Barbaren an allen Ecken<br />

angezündet hatten.<br />

In der neben der Kirche liegenden Widdem hörten wir das<br />

Aufschlagen der Türen und Schränke, das Klirren der Fenster und<br />

das Toben der Räuber.<br />

Da schallten plötzlich donnernd Axthiebe gegen die<br />

verschlossenen<br />

Kirchtüren, alle fuhren entsetzt auf. Schnell in die<br />

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