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„Seht“, sagte der Wirt, „der Fremde kannte unsers Bäckers<br />

Backwaren bei ihrem Danziger Namen, der Herr muss aber ein<br />

sehr vornehmer Mann sein, man kann das schon am Saufen<br />

erkennen“.<br />

„Hat er denn so schrecklich viel gesoffen?“ fragte Schickedanz.<br />

„Nun, das will ich meinen“, erwiderte der Wirt. „Gestern Abend,<br />

ich lag schon im Bett, sah aber durch die Tür, brachte der Kalps<br />

und der stumme Kutscher den Herrn schwer besoffen hier in diese<br />

Stube. Er konnte nicht stehen und schlief gleich weiter auf der<br />

Bank. Ebenso mühsam brachten sie ihn in die Kammer. Um 4 Uhr<br />

morgens ist der Kalps schon wieder da und holt für seinen Herrn<br />

ein Stof vom allerbesten teuersten Wein. Er selbst trank keinen<br />

Tropfen. In der Nacht hat der Herr das Bett zerbrochen. Den<br />

anderen Morgen ging er aber ganz stramm zur Kirche“.<br />

„Seht Ihr“, sagte Schickedanz, „Juden oder Papisten sind sie<br />

<strong>als</strong>o nicht“.<br />

„Na, aber nachmittags war der Herr wieder gehörig besoffen“,<br />

sagte der Stadtdiener. „Gleich nach dem Essen war meine Frau<br />

an’s Fenster gegangen. Ich benagte noch einen Knochen, da ruft<br />

sie mich: Du, komm’ einmal geschwind her. Was mag das für<br />

einer sein? Ich bin an’s Fenster, da kommt der fremde Herr<br />

vorbei, in tiefen Gedanken, sieht nicht rechts, nicht links. Da sagt<br />

meine Frau: Sieh, er geht zum Tor. Wer mag das bloß sein? Ich<br />

sag, ich kenn’ ihn nicht. Er hat doch seinen Pass am Tor<br />

aufzeigen<br />

müssen.<br />

Da werd’ ich mal gelegentlich nachfragen. Gut, ich leg’<br />

mich<br />

aufs Ohr, schlaf’ Mittagsstund’, da weckt mich meine Frau,<br />

und<br />

sagt, es hat schon vor ’ner Weile 2 geschlagen. Du wolltest<br />

Dich doch erkundigen am Tor, wer der fremde Herr ist. Was<br />

Du<br />

neugierig bist, sag ich. Na, aber die Altsche, lässt mir doch keine<br />

Ruh.<br />

Ich komme in den Hausflur, will gerad’ rausgehn, hatte schon<br />

die oberste Hälft’ der Haustür aufgemacht, wer kommt da von der<br />

Seite des Chors? Mein feiner Herr, schimpft, schlägt mit dem<br />

Stock um sich, bleibt stehen, immer brummend und schimpfend.<br />

Da kommt geschwinde von der Stadt her der<br />

Diener, ruft seinen<br />

Herrn an, ob er schon wieder besoffen ist, nimmt<br />

ihn untern Arm,<br />

und schleppt ihn auf’s Eis zum Ausnüchtern. So ein Diener hat es<br />

auch nicht gut bei solchem versoffenem Herrn“.<br />

„Habt Ihr denn nicht am Tor nachgefragt?“ fragte der Wirt.<br />

„Na, werd’ ich nicht“, sagte der Stadtdiener.<br />

„Dann könntet Ihr uns doch genaue Auskunft geben“, meinte<br />

Schickedanz.<br />

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