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Silbermünze, ein schmaler Streifen von farbiger Seide und zwei<br />

Zettel. Auf dem einen stand von Thomas fester Handschrift: Dem<br />

Joseph, der versprochene Jahrmarkt! und auf dem anderen: Der<br />

Jungfer Esther für das weggeschenkte Tuch. Einen schmalen<br />

Streifen hatte Esther<br />

von dem Tuch abgeschnitten, <strong>als</strong> sie es<br />

viereckig schnitt, um es zu besäumen. Heiße Tränen flossen ihr<br />

<strong>jetzt</strong> auf den Schoß und die gefaltenen Hände, da sie vor der Lade<br />

kniete. Nein, nein, dachte sie, das war nicht möglich. Der Mann,<br />

der dies schrieb, konnte nicht an demselben Tag, vielleicht in<br />

derselben Stunde, dem Vater, um ihn zu ärgern, ein Buch zum<br />

Hohn und Spott schicken. Nein, nein, das war nicht möglich, das<br />

konnte Thomas nicht tun. Wie sollte sie<br />

aber dem Vater den<br />

Irrtum nehmen, in dem er noch durch den alten Mroncovius<br />

bestärkt war? Der ihm in allen Stücken Recht gegeben hat. Wie<br />

sollte sie den Vater überzeugen? Wie sollte sie, wenn es ihr<br />

wirklich gelingen<br />

sollte, was kaum möglich schien, den Geliebten,<br />

der zurecht von der harten Abweisung des Vaters ergrimmt sein<br />

musste, von der veränderten Gesinnung des Alten in Kenntnis<br />

setzen? Ach, sie durfte ihm ja nicht einmal zeigen, dass ihre Seele<br />

ganz mit seinem Bild, mit den Gedanken an ihn, erfüllt sei. Wer<br />

zeigte ihr einen Ausweg aus diesem Labyrinth? Lange, lange<br />

kniete Esther, trocknete dann entschlossen die Tränen, stand auf,<br />

warf noch einen Blick auf die unbedeutenden, von Thomas<br />

herrührenden Gegenstände, löschte das Licht und suchte ihr Lager<br />

neben der längst entschlummerten Schwester auf. Den gesuchten<br />

Schlaf konnte sie aber nicht finden. Thomas hatte sich doch nicht<br />

durch die beleidigende Abweisung, die ihm sein Schwager<br />

mitgeteilt haben musste, zurückschrecken lassen, war selbst<br />

gekommen, um mit dem Vater zu reden, selbst zu werben. Gewiss<br />

würde es ihm gelungen sein, den Vater zu überzeugen. Was trieb<br />

ihn, die Beleidigung zu verschmerzen? Nur die Liebe zu ihr, weil er<br />

ihr in herzlicher Liebe zugetan war. Dies Wort von Thomas<br />

Schwager, welches sie deutlich gehört hatte, stand immer wieder<br />

vor ihrer Seele. Endlich wendete<br />

sich ihre von Angst und Sorge,<br />

von Zweifel und Hoffnung gequälte Seele im Gebet zum rechten<br />

Tröster in allem Kummer.<br />

Am andern Morgen ging Esther wie gewöhnlich an ihre Arbeiten,<br />

fleißig und freundlich zu den Hausgenossen,<br />

doch war sie sehr<br />

bleich, sehr still und wurde von Tag zu Tage bleicher.<br />

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